first workingdays

Die ersten zwei Arbeitstage liegen hinter mir. Tage, welche nicht die erhoffte Klarheit über meine Aufgaben und Projekte bei AgeSong brachten. Dennoch möchte ich sie nicht missen.

Für die Mitarbeiter dieser Community – auch genannt „Interns“ – ist es ebenso wenig einfach, das Projekt „Deutsche Freiwillige bei AgeSong“ erfolgreich in den Alltag zu integrieren, als es das Zurechtkommen mit ungeklärten Themen und Sachverhalten für uns ist. Es hat Umstrukturierungen innerhalb der Institution gegeben. Neue Mitarbeiter lösten alte ab, Senioren wurden umquartiert, neue Senioren zogen ein.  Trotz Stress und Durcheinander wird an Freundlichkeit und lächelnden Gesichtern nicht gespart. Das erleichtert einiges.

Aller Anfang ist schwer

Gleich am Montag wurde deutlich, dass sich keiner so richtig für uns zuständig fühlte oder ein wenig Ahnung hatte, wie wir eingesetzt werden sollten. So begann unser erster Arbeitstag dem Zusammenbauen von Umzugskisten und dem Sortieren von alten Akten. Zwei „Challenges“, wie unser neuer Chef es grinsend nannte. Ich habe mich ein bisschen auf den Arm genommen gefühlt.

Der zweite Teil des Tages bestand aus Small-Talk mit den Senioren, was sich als durchaus schwierig  erwies. Außer das Wetter, den Gemütszustand oder den Lebenslauf vielen mir auf Anhieb nicht all zu viele Gesprächsthemen ein. Warum das problematisch war? Nun ja, es ist nicht einfach, mit Menschen zu reden, die man nicht kennt und die einem noch vollkommen fremd sind. Dazu in einer anderen Sprache. Komplizierter wird es jedoch erst richtig, wenn die jeweiligen Gesprächspartner entweder nicht antworten oder gar nach fünf Minuten vergessen haben, was vorher gesagt worden war und erneut anfangen zu fragen, wer man sei. Ich hoffe trotzdem, dass die Leute sich über die gemeinsame Zeit freuen.

Am Nachmittag durften wir auf einen Ausflug mit. „An Bord“  des AgeSong-Vans sechs Senioren, eine Freiwillige aus Malaysia, wir und Sushi, Chef der ganzen Tour. Über die Bay Bridge hin weg hatten wir einen absolut traumhaften Blick auf die Golden Gate Bridge und Alcatraz, tief im weißen, wolkenähnlichen Nebel eingehüllt. Nur noch die Spitzen der Brücke waren zu sehen. Ringsherum war es jedoch klar und sonnig.P1000134_2

Nach circa 40 Minuten Fahrt erreichten wir unser Ziel. Ein Hundepark. Nunja, ein solcher Park ist gewöhnungsbedürftig. Hier haben die Hunde das sagen. Spielen, raufen und bellen so viel sie wollen. Eine schöne Idee, als menschlicher Besucher sollte man beim Spazieren gehen jedoch genau darauf achten, was sich auf Weg und Wiesen befindet. Natürlich stand auch hier wieder das Plaudern mit den Senioren im Vordergrund. Diesmal hatte ich einen pessimistischen netten Herrn an meiner Seite. Eine gelungene Abwechslung zum Selbstgespräch.

Um noch ein bisschen abzuschalten, erkundeten wir nach unserem frühzeitigen Abendessen noch ein wenig die Gegend. Wie es sich gehört gelangten wir natürlich genau in die Gegend San Franciscos, die nicht so sehr für zwei blonde junge Frauen geeignet ist. Dieser Teil der großen Market Street war Raum der farbigen und ärmeren Bevölkerung. Wie gut, dass es viele Querstraßen zum Abbiegen gibt.

Über die Hyde Street, durch die Serie „Charmed“ bekannt geworden, Berg auf, Berg ab, an Cables Cars vorbei, traten wir kurz vor Chinatown den Rückweg an. Eine solch kleine Tour durch San Francisco kostet schon etwas Kraft. Ein gutes Work-out nach der Arbeit.

Spiel, Spaß – Senioren eben

Der Dienstag gestaltete sich etwas arbeitsintensiver. Auf dem Plan standen nach dem täglichen Meeting der „Internes“: Spaziergang mit einem Senioren und dessen Hund – wobei bei allen hygienischen Vorschriften es höchst sonderbar ist, dass Haustiere hier wohnen dürfen. Anschließend Sport und Spiel mit freiwilligen Bewohnern, die ordentlich Kraft in Tennisschläger und Ballon investierten. Um nach der Mittagspause wieder gemütlich in die Arbeit einzusteigen durfte das Akten ordnen natürlich nicht fehlen und Musik und Gesang brachte dann den Höhepunkt des Tages. Es war schön, auch eingeschränkte Menschen so fröhlich und frei auf einen Xylophon spielen zu sehen. Zum Schluss gab es noch eine Einladung zum Bandkonzertes des Musiktherapeuten Ian Donnerstag Abend. Auch wenn ich wohl allein gehen muss, denn meiner Mitfreiwilligen fehlen noch drei Jahre bis zur amerikanischen Volljährigkeit. Und bis dahin sind Bars tabu.

Licht im Dunkeln

Kurz vor Feierabend fühlte sich endlich jemand verpflichtet, uns einmal mehr über AgeSong, die kommenden Tage und die Gegend zu erklären. Sie fragte nach unseren Erwartungen und Vorstellungen, stellte uns einen kleinen Ablaufplan bis Sonntag auf und zeigte uns zum Schluss noch Supermarkt, Busfahrplan und Waschsalon. Ob das jetzt etwas beruhigender war, weiß ich noch nicht. Zumindest ist es schön zu wissen, einen direkten Ansprechpartner zu haben.

Morgen werden wir außerhalb mit einigen Senioren essen gehen. Man hat uns schon vor der Neugier und Gesprächsbereitschaft der Damen und Herrn gewarnt. Was denken sie wohl über uns, was werden sie fragen und wissen wollen?

Für heute heißt es erst einmal durchatmen und entspannt in den Abend gehen. Besuch wird kommen, ein Bekannter und ehemalige Bewohner der Stadt. Ich freue mich darauf, ihn mit Fragen zu löchern und so ein Stück mehr über Leben und Arbeiten in San Francisco zu lernen. Denn die USA ist wirklich anders als die anderen.

Fishermen’s Wharf

„Sind Sie Touristin?“ –  Nein, ich lebe für ein Jahr hier. – „Dann nehmen Sie lieber eine andere Sightseeing-Route und nicht die für typische Touristen.“ Ich erwiderte darauf nichts. Warum eigentlich nicht? Ich fühle mich derzeit noch nicht heimisch. Alles ist neu, unbekannt und anders. Touristen wollen die Besonderheiten einer Stadt kennen lernen, die schönsten Plätze erkunden und Sehenswürdigkeiten  besichtigen. Genau wie ich. So zogen wir heute mit Kamera und dem nötigen Kleingeld los gen Küste – zu Fishermen’s Wharf.

Ich hatte mir vP1000042_2on einer netten Pflegerin bei AgeSong genau erklären lassen, wie ich mein Ziel mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen kann. Und tatsächlich war es ganz einfach. Mit der MUNI, ähnlich wie unsere alten Straßenbahnen, fuhren wir eine große breite Straße entlang. Nicht so gesittet und ordentlich wie in Deutschland, nein. MUNI-Fahrer haben durchaus einen schroffen Fahrstil. „Hurry, hurry!“ hieß es beim Einsteigen.

Schnell 2 Dollar in den Automaten geworfen und schon ging es los. Auf der Fahrt war genau erkennbar, wo Downtown begann. Plötzlich schossen Wolkenkratzer aus dem Boden, ein Geschäft stapelte sich über dem Nächsten und Menschen liefen mit großen vollgepackten Einkaufstüten durch die Gegend. Das war also San Franciscos Shoppingmeile.

Pier 39 – Zwischen schönstem Panorama und Kitsch

Die hohen Häuser wurden von Plätzen mit Palmen, kleinen Ständen und fliegenden Möwen abgelöst. Was die Möwen betrifft, so sind Artgenossen in Deutschland dagegen Zwerge. Ich habe noch nie einen solchen Vogel gesehen, der mir bis zu den Knien geht. Da es weder eine Haltestellenanzeige in der Bahn noch einen Hinweis auf die Bezeichnungen des jeweiligen Stopps gibt, war es etwas schwierig herauszubekommen, wann wir aussteigen sollten. Ich dachte, dass am Fishermen’s Wharf wahrscheinlich nicht nur zwei oder drei Personen aussteigen wollen, sondern sich die Bahn ziemlich schnell leeren würde. Ich erinnerte mich an Bilder und Beschreibungen des Platzes und war mir sicher, es nicht übersehen zu können. Die Unsicherheit wuchs jedoch. Als die Bahn an einem bunten Platz nahe der Küste hielt, fragte ich Hals über Kopf die hinter mir sitzende Dame. „Ist dies hier Fishermen’s Wharf?“ – „Ja, das ist ‚Pier 39‘.“ – „Also müssen wir hier für Fishermen’s Wharf aussteigen?“ – „Ja, das ist ‚Pier 39‘.“ Erst als ich draußen stand erkannte ich, dass dies nicht der Ort war, wo ich hin wollte. Ich war mir sicher, dass diese Dame nur wenig Englisch verstand.

Ich sah mich um. Es war bunt, Souvenirs an jeder Ecke, ein Restaurant neben dem Anderen. Etwas weiter ein wunderschönes altes Pferdchen-Karussell. Auf der anderen Seite des Platzes konnte ich das Meer erkennen und kurz darauf sah ich sie genau vor mir – die Golden Gate Bridge. Wie es sich gehört, in einem leichten Nebelschleier stehend. Unter der Brücke waren Segelboote zu erahnen. Es war ein wunderschöner Anblick.

P1000100_2Ein Stück weiter und deutlich zu erkennen lag Alcatraz. Natürlich wollen wir uns diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen, nur nicht heute. Wir haben doch schließlich ein Jahr Zeit.

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Pier 39 zeigte sich von seiner schönsten Seite. Massen an Menschen, Hot Dog – und Süßwarenständen und natürlich sich sonnenden Seelöwen. Wer jedoch diese Tiere in freier Wildbahn in Dänemark oder Skandinavien erleben durfte, der ist hier vielleicht weniger beeindruckt. Mir erging es so.

Fishermen’s Wharf – Touristenanlaufpunkt

An Alcatraz-Zubringern und Sightseeing Fähren vorbei erreichten wir endlich unser eigentliches Ziel. Da fuhren Cable Cars die steilen Straßen der Stadt hinauf, man traf Menschen aus aller Welt  und konnte sich von der guten Laune der Straßenkünstler anstecken lassen. Auch Bettler sind hier sehr kreativ. „Gib mir Geld, oder ich wähle Romney“ stand auf einem Schild. Was es alles gibt…

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Wir besuchten den Hafen, schauten uns Militär- und Segelschiffe von außen an, bewunderten Schwimmer, die sich bei doch recht kühler Wassertemperatur ins Meer trauten. Einen Besuch im Wachsmuseum wollten wir uns für später aufheben. Ich brauchte eine Weile um herauszufinden, was die verschiedenen Fischstände und Imbissbuden anboten und war von der Boudin Bakery tief beeindruckt. Dort gab es Teddy-Brote, verschiedenstes Gebäck und Brotkörbe, die wie am Fließband über den Köpfen der Menschen hinweg fuhren. Ein Brotkrokodil, welches gut einen Meter lang war, lag im Schaufenster, wo Bäcker und Bäckerinnen bei der Arbeit zu beobachten waren.

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Nach vier Stunden waren unsere Füße müde und wir fuhren in schönstem Sonnenschein an Wolkenkratzern und Einkaufszentren vorbei zurück nach Hayes Valley. Fazit: anstrengend und interessant, aber um Fishermen’s Wharf richtig zu erkunden, braucht man mehr als nur einen Tag. Ich komme wieder.

 

first day

Die Nacht war kurz. Um genau zu sein 180 Minuten lang. Die Zeitumstellung nagt doch ziemlich an mir. Auch wenn ich 28 Stunden am Stück auf den Beinen gewesen bin, so klingelte meine innere Uhr 2.30 morgens. In Deutschland wäre dies 11.30 gewesen. Da es außerhalb des Zimmers viel Unruhe gab, war an ein erneutes Einschlafen nicht zu denken. So begann mein erster Tag in San Francisco mitten in der Nacht.

Das hatte den Vorteil, einmal ganz in Ruhe mit der Familie zu skypen, E-Mails zu schreiben und die ersten Eindrücke setzen zu lassen. Gegen acht war Frühstückszeit. Frühstück auf amerikanische Art: Zwei Eieromletts mit Käse gefüllt, dazu Toast, Butter, Marmelade und ein Schälchen Obst. Nehmen wir die Marmelade oder eher das Gelee mal raus, so war es gar nicht mal so schlecht. Das ein Vollkornbrot so anders als in Deutschland schmecken kann, war mir bis dahin nicht bewusst.

Haribo und Co

Den Vormittag habe ich im Zimmer verbracht. Ob ich müde war, steht außer Frage. Erst zum Nachmittag hin machten meine Mitfreiwillige und ich uns, auf um zu erkunden, in welcher Umgebung wir uns eigentlich befinden. Wir steuerten auf den Marktplatz zu, bogen mal hier und mal da ab und knipsten Fotos, wo es nur ging. Von der Ampel, die den Countdown für „grün“ zählt, von dem ersten Supermarkt inklusive Apotheke, Drogerie und Fotoladen. Zu meinem Erstaunen gibt es auch hier Süßigkeiten wie Kinder Schokolade, Wevernünftiges Süßes 3rther‘s Original, Haribo und Trolli. Was Letzeres betrifft, so muss ich gestehen, dass auch ich als großer Gummibärchen-Fan die Finger von diesen Tüten gelassen habe. Allein die Farbe schrie nur so nach Chemie. Das konnte geschmacklich einfach nicht passen. Aber die riesen Packungen an Schokoladen-Mix und Mini-Riegeln ist gigantisch. Warum? – Halloween naht. Und das wird hier gefeiert, wie nirgends sonst.

 

Die Stadt

Die Straße weiter entlang kamen wir zu Rathaus, Oper und McDonald’s. Da war es. Mein Mc Sunday mit Erdbeersoße. Schon allein dafür hatte sich die weite Reise gelohnt. Durch Zeitumstellung und Schafmangel saß uns doch die Müdigkeit doch ziemlich in den Knochen und wir traten den Rückweg an. Ich schätzte, in einer halben Stunde bei AgeSong zu sein. Schätzung weit verfehlt. Nach ständigem Berg auf und Berg ab, links, rechts und grade aus stellten wir nach einiger Zeit fest, dass zwar alles quadratisch und gleich aussah, wir jedoch nicht da angekommen waren, wo wir hin wollten. Wir hatten uns verirrt.

Von Bus Stop zu Bus Stop pendelnd, wo es immerhin eine übersichtliche Stadtkarte gab, versuchten wir uns zu orientieren. Das war gar nicht so einfach. Zu meinem Glück liefen wir genau in die falsche Richtung und fanden das, was eines meiner höchsten Ziele wdie painted ladies aus full housear. Die „Painted Ladies“, eine Reihe an typischen im viktorianischen Stil zwischen 1892 und 1896 erbauten Häusern San Franciscos. Endlich besitze ich mein eigenes Postkartenmotiv  und habe an dem Drehort des Full House- Intros gestanden.

 

Nachdem wir unzählige Leuten nach dem Weg gefragt hatten, kamen wir pünktlich zum Abendessen (17.30!) bei AgeSong an. Als Beilage zu Nudeln auch noch Toast? Eben Amerika. Mein einziges Ziel ist nur noch mein Bett. Ich hoffe auf eine entspanntere und ruhigere Nacht, denn morgen geht unser Sightseeing weiter: Cable Car und Fisherman‘s Wharf.

Welcome to San Francisco!

27 Stunden liegen hinter mir. 27 Stunden voller Stress, Hektik, Kontrollen, Fliegen und Abschied nehmen. Ganz einfach war das nicht. Gegen alle Befürchtungen verlief jedoch die Reise einfach und unkompliziert. Ohne Streik und ohne Verirrung auf dem Flughafen in London Heathrow bin ich überpünktlich in San Francisco gelandet. Aber dann…

Das Visum und der gewollte Stempel für ein Jahr Aufenthalt. Ich weiß nicht, wie oft ich die Frage nach dem Grund meiner Reise beantworten musste, wie oft ich bestätigen sollte, dass dies mein freier Wille ist und wie oft wegen meines Vorhabens die Stirn gerunzelt wurde.

Aus dem Flugzeug ausgestiegen ging es in die Visa-, Non-Visa-, New Immigration- und Citizens Kontrolle. Wartezeit: 40 Minuten. Ich dachte an Sally von AgeSong, die mich abholen wollte und somit die ganze Zeit draußen wartetn musster.

Freiwillig? – Ja.

Endlich war ich an der Reihe. „Haben Sie das weiße Formular im Flugzeug nicht bekommen?“ – Nein, nur das Blaue. „Sie brauchen aber das Weiße Formular. Bitte füllen Sie jetzt das Weiße aus und kommen Sie danach wieder zu mir.“ Blaues Formular, weißes Formular… Nun gut. Mit meinem blauen Formular und dem zusätzlichen Weißen marschierte ich nun wieder zum Schalter. „Warum haben Sie ein Visum? Was machen Sie hier? Freiwillig?“ Ähm, ja? Nachdem auch hier die Fingerabdrücke nur bei mehrmaligen Versuchen sichtbar wurden, durfte ich also durch. Dachte ich. Jetzt ging es erst einmal zur zweiten Visa-Kontrolle.

Erneut die gleichen Fragen. Skeptisch beäugte mich die Security und wollte mir anfangs mein Visum für ein Jahr nicht genehmigen. Sechs Monate, 180 Tage und nicht mehr. Er wollte meinen Vertrag sehen. Natürlich hatte ich diesen dabei, aber in Deutsch! Ungelesen bekam ich das Dokument zurück. „Sit down!“ Mit einer kleinen Handbewegung wurde ich auf einen unbequemen, harten Stuhl platziert. Erneutes Warten. 20 Minutenspäter drückte mir die Security meinen Pass in die Hand und wünschte mir einen angenehmen Aufenthalt. Ich lief schnellen Schrittes weiter, um mein Gepäck zu holen. Ich hoffte nur, dass alles vollständig angekommen ist. Nichts. Kein Mensch mehr da, nur noch vereinzelt herrenlose Koffer. Dann aber sah ich meine beiden Gepäckstücke ganz am Ende der Halle. Allgemein ist alles in den USA irgendwie riesig und doch eigentlich recht gut organisiert.

Die Straßen von San Francisco

Sally empfing mich warm und herzlich. Auf der Autofahrt zu AgeSong zeigte sie mir etwas die Stadt, wenn auch durch unabsichtliches Verfahren. Auffällig war dabei der doch recht lockere Fahrstil. Rechts abbiegen über drei Spuren hinweg und das Freitagnachmittag auf einer vierspurigen Schnellstraße – so fest konnte ich mich an meinem Sitz gar nicht festhalten. Die Straßen sind wirklich extrem. Steil rauf und steil runter, wie man es aus Serien und Filmen kennt. Das Ignorieren von Ampeln und Verkehrsschildern scheint Mode zu sein. Mitten auf der Straße anhalten und nach dem Weg fragen – kein Problem. Blinken? Wozu. Hand raushalten geht schließlich auch. Also ungefährlich ist das nicht.

AgeSong

Bei AgeSong angekommen wirkte das Haus auf mich sehr schön und einladend. Die Menschen hier sind offen, sehr nett und unglaublich zuvor kommend. Die Freude über die Freiwilligen aus Deutschland war allen anzusehen. Wir bekamen ein extra Begrüßungsschild an unsere Zimmertür gehängt, auf unseren Betten stand jeweils ein Willkommenskorb mit Obst Prospekten, Süßigkeiten und Getränken. Das Bett selbst hat natürlich ganz andere Maße als in Deutschland, aber irgendwie passte meine Bettwäsche letzten Endes doch.

Nachdem ich unendlich viele neue Menschen kennengelernt und das Haus besichtigt habe, bin ich nach nun fast 28 Stunden doch kaputt und erschöpft. Unser kleines Zimmer bestehend aus zwei Betten und drei Schränken muss für die erste Woche reichen. Bald soll es eine neue Unterkunft geben, die nicht gleichzeitig Arbeitsstelle ist. Eine tolle Idee.

Morgen hoffe ich zu erfahren, was wohl meine Aufgaben sein werden. Arbeitsbeginn ist an Wochentagen 9.30. Doch erst einmal gibt es einen kleinen Empfang. Und dann mal schauen, was San Francisco zu bieten hat.

 

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0,416 days

Da stehen sie nun – zwei Koffer, ein Rucksack, eine Laptoptasche. In meinen Schränken war selten so viel Platz gewesen. Das Packen war zwar relativ entspannt, aber nicht ganz leicht. Immer wieder wurden Sachen von dem einen in den anderen Koffer umsortiert und neu gestapelt. Noch keine 23 Kilo? Nächstes T-Shirt, noch eine Hose. 4,5 Kilo Schokoladentafeln, Riegel, Kekse und Gummibärchen als kleine Aufmerksamkeiten nehmen vielleicht nicht Unmengen an Platz weg, jedoch ist das Gewicht nicht unwesentlich. Einige Stunden und viele Messungen auf der Waage später ließ sich auch der letzte Koffer schließen. Ein bisschen Karenzraum habe ich noch. Doch erst, wenn das komplette Gepäck am Schalter abgegeben ist, wird auch das letzte Stück Unsicherheit abfallen. Hoffentlich.

Nächster Halt: The United States of America

Die Lufthansa versprach pünktliches Abfliegen der British Midland Maschine, unabhängig von den derzeitigen Streiks. Die Koffer gehen bis San Francisco durch, der online Check-in war unkompliziert, die Bordcard  liegt perfekt gedruckt vor mir und das Abholen vom Flughafen in San Francisco ist arrangiert. Nichts steht meiner Reise nun noch im Weg.

Es fiel mir erstaunlich leicht, mich von den meisten Menschen zu verabschieden. Doch der Härteste steht mir noch bevor. Meine Hoppelbande wird mir fehlen.

Morgen früh um vier geht es los. Start: 7.25 – Ankunft: 13.37 Ortszeit. Neun Stunden Unterschied. Ob alles klappt, alles gut geht? Wir werden sehen. 10 Stunden sind es noch. Nächster Halt: San Francisco, California, United States of America.

2 days

Da sind sie nun. Die letzten beiden Tage. 48 Stunden zum Waschen, Bügeln und Packen. Zwei mal 23 Kilo, 8 Kilo Handgepäck, eine Laptoptasche, Decke und Handtasche. Reinste Puzzlearbeit.

Zu Hause habe ich für alles gesorgt. IMG_0516_2Mein Häschen hat einen Spielkameraden bekommen. Unser 10 Wochen altes Löwenköpfchen Mio hat sich schon gut in der kleinen Hasen-WG eingelebt. Noch sind beide Häschen voneinander getrennt. Das Zusammensetzen werde ich nur über Skype miterleben können. Immerhin. Selbst meine Oma (82) hat seit Kurzem das Telefonieren übers Internet für sich entdeckt und freut sich über den neuen „Kasten“ und seine Möglichkeiten.

Nach allen Problemen mit Fluggesellschaft und Co habe ich gedacht, nun problemlos auf Reisen gehen zu können. Dass nun die Flugbegleiter der Lufthansa streiken und etliche Flüge nicht starten können, macht meine Nervosität nur noch größer.

Gestern wurden Euros in Dollar getauscht, Reiseschecks vorbereitet, Dokumente gescannt und alle Sachen zum Mitnehmen im Zimmer meiner Schwester ausgebreitet. Alles ist fertig zum Verstauen. Es wird Zeit. Nur noch zwei Tage bis zum Flug.

10 days

Noch vor ein paar Wochen schien die Zeit unendlich lang zu sein. Mit neun Wochen habe ich angefangen, rückwärts zu denken. Noch zwei Monate, noch 6 Wochen, noch 5… Ich war mir nicht sicher, ob ich alles pünktlich beisammen haben würde, die Liste war schließlich nicht grade kurz.

Doch schauen wir auf heute. Zehn Tage vor Abflug ist soweit alles komplett. Selbst an eine Armbanduhr wurde noch gedacht. Ich hoffe, meine noch verschwundene Kamera wieder zu finden, um nicht ohne da zustehen. Oder doch gleich noch eine Neue kaufen?

Pläne für die letzten Tage. Morgen geht es mit meinem Papa in die Oberlausitz. Nach Sohland an der Spree, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Tschechien. Ein Tag im Grünen, wo Vögel zwitschern und die Kirchturmglocke zu hören ist. Noch eine Woche und drei Tage. Vor mir liegen Großstadtcharme und reges Treiben.

„Wir sehen uns in einem Jahr“…

Am Sonntag kommen noch einmal all meine Liebsten zusammen. Brunchen im engsten Freundeskreis. Ich möchte mich nicht groß verabschieden. Es ist doch schließlich nur ein Jahr. Wir werden schreiben, skypen, der ein oder andere kommt zu Besuch. Sich gemeinsam freuen, Pläne schmieden für Ausflüge und Abenteuer 10.000 Kilometer weit entfernt – das würde ich mir wünschen.

Dass es so langsam ernst wird, spüre ich deutlich. Nach und nach sieht man Familie und Freunde ein letztes Mal. Sie drücken die Daumen, dass alles klappt. Wünschen mir eine gute Reise und  wunderbare Zeit mit vielen Eindrücken und neuen Erlebnissen. Erst gestern umarmte ich einen besonderen Menschen, der mich in den letzten sieben Jahren durch alle Höhen und Tiefen begleitet hat. „Wir sehen uns in einem Jahr“, habe ich gesagt. Irgendwie unglaublich, aber wahr…

Countdown: 14 days

Augen auf, ein Blick auf die Uhr und der Tag beginnt strahlend und gut gelaunt. Warum? In 14 Tagen würde ich schon deutschen Boden verlassen haben und in mein neues Leben fliegen. Nur noch zwei Wochen!  Wird die Reise problemlos verlaufen? Was erwartet mich wohl in San Francisco? Wo werde ich wohnen, was werden meine Aufgaben bei AgeSong Senior Communities sein? Erst vor zwei Tagen kam die Info, in welcher Community meine Mitfreiwillige und ich arbeiten werden. Mitten in San Francisco City. Wahnsinn.

Ich bin gespannt, wie das Leben in Kalifornien wohl sein wird. Ich habe so viel von der lockeren Lebensweise und Freundlichkeit der Menschen in der Bay Area gehört. Ein Lächeln ist die halbe Miete beim Knüpfen von neuen Kontakten, heißt es.

Die letzten Tage sind zum Genießen da

Doch heute stehen erst einmal braten, backen und kochen auf dem Programm. Zwar dreht sich bei mir alles nur noch um meine große Reise, San Francisco und was ich noch alles erledigen muss, aber auch hier habe ich noch einiges vor. Mit Brötchen, selbst gemachtem Kartoffelsalat und Keksen geht es morgen zu Holzachterbahn, Krake und Wildwasserbahn. Lange habe ich auf diesen Familienausflug gewartet. Mit Eltern und Freundin Anne in den Heidepark Soltau!

Auch das gehört dazu…

Abends allein vor dem Fernseher träumend schießen mir auch andere Gedanken durch den Kopf. Natürlich ist die Aufregung groß, die Vorfreude unübersehbar und die Spannung auf das, was kommt, überall spürbar. Und trotzdem weiß ich, dass dies für die nächsten Monate der letzte Ausflug mit Familie und Freunden sein wird. Anne zieht es nach Tokyo/ Japan. Das bedeutet für uns 16 Stunden Zeitunterschied.

Und meine Familie? Nun ja, Kalifornien ist nicht  grad um die Ecke. Ist auch nicht Frankreich oder Spanien, wo ein Kurzurlaub gut denkbar wäre.

Ich finde es gut, alleine zu reisen, mir mein eigenes Leben aufbauen zu können in einer fremden Umgebung mit neuer Kultur und Lebensweise. Aber fehlen werden sie mir trotzdem. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht, oder? Vor allem mein Häschen werde ich vermissen. Und doch bin ich mir sicher: besser als hier kann es Liva nicht haben. Und wann waren die Kommunikationsmöglichkeiten wohl besser als heute?

Ausreiseseminar

Er wackelt, ist mürbe, hält dem gewaltigen Druck kaum noch stand. Ameisen krabbeln an unseren Füßen hoch und erschweren uns, das Hindernis zu bewältigen. Nicht locker lassen oder aufgeben. Zusammenhalten heißt es. Nur gemeinsam können wir uns auf dem zehn Zentimeter breiten Baumstamm halten und jedem Einzelnen helfen, seinen Platz zu erreichen. Es dauert seine Zeit, braucht Geduld und den ein oder DSC_0103_2anderen klaren Bewältigungsvorschlag, bis sich 25 junge Menschen dem Alter nach geordnet auf einem Baumstamm sortiert haben ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu verlassen. Was wir hier machen? Unser 12-tägiges Ausreiseseminar!

Gemeinsam mit dem Programm „weltwärts“ bereiten wir uns auf unseren Internationalen  Jugendfreiwilligendienst (IJFD) in der Jugendbildungsstätte Peseckendorf vor. Unsere kleine Gruppe von neun jungen Leuten wird es für 6-18 Monate nach Kreisau (Polen), Hongkong (China), Mosambik (Südostafrika), Athen (Griechenland) oder San Francisco (USA) ziehen. Wir wollen in Kultur und Bildung selbst aktiv werden, allein oder im Team Projekte verwirklichen, Erfahrungen in neuen Ländern mit anderen Kulturen sammeln, soziale und interkulturelle Kompetenzen erweitern und uns für die Gemeinschaft engagieren. Das Ausreiseseminar soll uns helfen, Unklares zu ordnen, Antworten auf Fragen zu finden. Die Neuheit des IJFDs macht ihn so reizvoll und doch ist er in seiner Durchführung noch flexibel und ausbaufähig. Nach 12 Tagen etwas Sicherheit im Hinblick auf unseren Auslandsaufenthalt-das erhoffen wir uns.

Das Programm

Unser Programm ist alles andere als trocken, langwierig und straff. Durch Lena von der LKJ Magdeburg und Georg, einem ehemaligen „weltwärts“ Freiwilligen in Laos, wird Theorie greifbar und verständlich. Was bedeutet Selbsterfahrung und -wahrnehmung?  Welche Bedeutung haben „Gender“ und „Entwicklungszusammenarbeit“? Und wie passen Kommunikation und Konflikte oder Kooperation und Teamarbeit in unseren Alltag? Die Themen helfen uns, über den Tellerrand hinauszuschauen. Der Kreativität unseres Programmes sind keine Grenzen gesetzt. Mit warm up‘s, Spielen, künstlerischer Gestaltung oder auch intensiven Diskussionsrunden lernen wir jeden Tag mehr über uns, unser Umfeld und unser Wirken auf andere Menschen. Referenten kommen als Gäste und bringen neue Impulse und Ideen mit. Je länger wir zusammen sind und je mehr Aufgaben wir als große Gruppe bewältigen müssen, umso eingespielter ist unser Team. Feedbackrunden reflektieren unser Wirken auf Andere und nach und nach können wir immer mehr die Themen und unseren anstehenden Freiwilligendienst miteinander verknüpfen.

Die „weltwärts“- Freiwilligen hatten das Glück, einen Tag ganz ihrem zukünftigen Zielland zu widmen. Referenten  und ehemalige Freiwillige der jeweiligen Einsatzländer kamen zu Besuch und gaben Antwort auf noch so kleine Fragen. Da der IJFD noch in den Kinderschuhen steckt, gab es für uns diese Möglichkeit noch nicht, aber wir freuen uns, zukünftigen IJFD’lern diese Tür zu öffnen, indem wir in einem Jahr als ehemalige Freiwillige fungieren können.

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Was gehört neben Wissensvermittlung und Horizonterweiterung noch zu unserem Ausreiseseminar? Unsere gemeinsamen Abende natürlich. Sie sind weder festgelegt noch verplant. Wir haben die Möglichkeit auf Spiele, Sport, Filmabende, aber auch Grillen, sitzen beim Lagerfeuer und Gitarrenklang. Ein kleines Highlight war die Nachtwanderung, ohne Worte, Hand in Hand über Stock und Stein, auf dem Feld und durch den dunklen Wald. Wir sind eine Gruppe mit dem gleichen Ziel. An diesem späten Abend war das deutlich zu spüren.

In den letzten Tagen des Seminars standen noch Themen wie Gesundheit und Sicherheit, Privilegien und Macht aber auch eine konsumkritische Stadtführung durch das naheliegende Magdeburg auf dem Plan. Woher kommt die Jeans? Wie sorge ich für mich in meinem Einsatzland? Was verbirgt sich hinter dem Begriff “interkulturelle Kompetenzen”? Die Präsentation der Wochenaufgabe an unserem letzten Abend verleiht dem Seminar den letzten Schliff. Bald trennen sich unsere Wege. Wir werden uns wieder sehen, in 12 Monaten zum Rückkehrseminar. Mit vielen Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Perspektiven.

 

 

 

during the past few months…

Visum? – Häkchen. Flug? – Häkchen. Impfungen und Reiseapotheke? – Häkchen, Häkchen. Meine Checkliste betrachtend bin ich eigentlich gut dabei. Was mache ich nur in den letzten 15 Tagen auf deutschem Boden? Eigentlich kann ich meiner Reise ganz relaxed entgegen schauen. Doch die letzten Monate waren alles andere als entspannend…

Ich überspringe mal die Bewerbungsphase, denn ich denke, dass es ganz logisch ist, nicht nur eine einzige Bewerbung zu schreiben. Oft auch in die jeweilige Landessprache übersetzt.

29. Juni 2012, 21.58 mitteleuropäischer Zeit:

Nach langem Warten und ungeduldigem checken der E-Mails im Minutentakt war es endlich soweit. Die Zusage von AgeSong Senior Communities lag in meinem Postfach. Ein Jahr San Francisco, leben und arbeiten in den USA! Ich bekomme tatsächlich die Möglichkeit dafür. Eine ruhige Nacht an dem Tag? – Ausgeschlossen.

Ein paar Tage später ging es in die Vorbereitung: Mein Checkliste entstand und wurde immer länger und länger… Ich habe viele Stunden im Internet verbracht. Was muss ich bedenken, wenn ich in den USA leben will? Gibt es bestimmte Voraussetzungen und Formalitäten? Was gibt das Auswärtige Amt über diese Region an? Und wie sind bestimmte Gewohnheiten, die ich beachten muss? Dazu kamen Passbeantragung, Führerscheinreglungen, Zollbestimmungen für bspw. Medikamente, Gepäckvorschriften, Kommunikationsmöglichkeiten nach Hause, Internetverbindung,  Ärztebesuche vor dem Flug und natürlich shopping. Auch wenn ich nicht alles für ein ganzes Jahr neu kaufen kann und will, so sammelt sich doch einiges an, was gebraucht wird. Und das Ganze auch noch angepasst an die Gepäckregelungen der Airline.

Fliegendes Chaos

Ich dachte anfangs, den Flug bei Lufthansa zu buchen wäre besonders clever, weil ich dort gleich einen guten Ansprechpartner hätte. Aber Fehlanzeige. Um heraus zu bekommen, wie viel Gewicht ich mitnehmen darf, musste ich gefühlte hundert Mal die Servicehotline anrufen und habe wohl im Endeffekt mehr Gebühren in diese Anrufe investiert, als mich das zweite Gepäckstück letztendlich kostet. Wo das Problem lag? Ich habe auf der Lufthansa-Internetseite einen Flug gebucht, der zwar eine Lufthansa Flugnummer trägt, jedoch von zwei verschiedenen Airlines schließlich geflogen wird: einmal British Midland International und einmal United Airlines. Nachdem ich auch direkt bei den anderen Airlines in UK und den USA angerufen hatte und Lufthansa sich nicht einig wurde, musste ich einer der mir gegebenen Antworten Vertrauen schenken und hoffe jetzt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Spannung bis zum Schluss!

Eintrittskarte ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten

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Am Wichtigsten war jedoch zunächst das Visum B1/B2. An die Beantragung des Reisepasses hatte ich bereits gedacht. Die biometrischen Passbilder mit den Vorschriften der USA waren gewöhnungsbedürftig, aber nicht hässlich. Da ich niemanden kannte, der schon einmal einen IJFD absolviert hat, recherchierte ich allein nach den auf mich zutreffenden Bestimmungen. In der Beschreibung stand, dass es durchaus 8 Wochen bis zur Genehmigung dauern kann. Ziemlich knapp, wenn ich Anfang September fliegen will. Der Antrag im Internet nahm eine ganze Menge Zeit in Anspruch. Viele Fragen musste ich mehrmals beantworten, Fragen zu terroristischen Absichten meinerseits und seitens meiner Familie waren schon – ich sag mal – komisch. Aber nun gut, die Geschichte betrachtend auch nachvollziehbar.

Interview

Um keine Zeit zu verschwenden, nahm ich einen Interview-Termin im US-Konsulat in Frankfurt am Main in Anspruch. Berlin wäre von Magdeburg aus zwar deutlich näher gewesen, aber da hätte ich erst Anfang August hinkommen können. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Ich hoffte, alle Dokumente vollständig dabei zu haben und betrat mit leichtem Bauchkribbeln die Botschaft. Es gab intensive Sicherheitskontrollen am Eingang – keine Metallsachen, elektronische Geräte, Waffen etc. Ich habe meinem draußen wartenden Vater alles übergeholfen, was ich hatte und trug nur noch die Papiere in der Hand. Und ich piepste bei der Kontrolle trotzdem. Die Security sah mich skeptisch an, bis sie feststellte, dass ich einen kleinen Metallanhänger an den Schuhen trug. Als ich durch gewunken wurde, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich ging rüber zu einem anderen Gebäude, wo zwei riesige Kerle mit kugelsicheren Westen den Eingang bewachten. Schon eindrucksvoll.
Alles in allem dauerte mein Aufenthalt im Konsulat eine Stunde. Warten, kurz am Schalter 3 Fragen beantworten, warten, Fingerabdrücke geben, warten, nochmal Abdrücke geben, weil die Hände erst zu kalt und zu trocken waren, warten, neuer Schalter, wo mir dann gesagt wurde, dass auf dem Dokument meiner Entsendeorganisation mein Geburtsort und die deutsche Adresse fehlten. Das musste ich jetzt ganz schnell nachreichen. Und genau deshalb war es gut, in Frankfurt den Termin genommen zu haben. So hatte ich noch etwas Karenzzeit bis zum Flug. Und in Frankfurt hatte ich einen wirklich coolen Sachbearbeiter.

Pünktlich

Noch vor meinem zweiwöchigen Ausreiseseminar Anfang August lag mein Visum im Briefkasten. Das war eine Erleichterung. Jetzt schienen Themen wie Unterkunft, Vertrag und Gepäckbestimmungen erst einmal weniger wichtig.IMG_0338_2gepixelt