Softly, softly catchee monkey!

Die dritte Arbeitswoche neigt sich dem Ende entgegen. Während die letzten Sonnenstrahlen auf die Erde fallen und der Wind durch Äste und Blätter streift, blicke ich zurück auf die vergangenen Tage. Es war nicht einfach. Hier und da gab es Unklarheiten und Sehnsucht nach der Heimat. Warum wusste keiner über uns, unser Kommen und unser Projekt Bescheid? Inwiefern lag es nun an uns, Kompromissbereitschaft zu zeigen? Wie viel Zugeständnisse müssen wir noch machen, auch wenn wir uns damit nur noch schwer abfinden können?

Aufpassen, reden, unterhalten und da sein. Ich bewundere jene Menschen, die Pflege und Fürsorge älterer Menschen zu ihrem Beruf gemacht haben. Viele der psychisch oder physisch eingeschränkten Senioren hier sind unglaublich liebenswürdig und warm. Jeder ist auf seine Art besonders und einzigartig. Und trotzdem ist es hart, ihnen jeden Tag in die Augen zu schauen und erneut freundlich und offen ihre Fragen zu beantworten: „Wer bist du? Was machst du hier?“ Und manchmal auch: „Wo bin ich hier? Wann gehen wir nach Hause? Wann kommt meine Familie?“ Die wahre Antwort wäre dann wohl: nie.

Die US-Amerikaner sind grade hier in Kalifornien sehr kommunikativ und hilfsbereit. Ob man einem Menschen einmal, zweimal, fünf- oder zehnmal am Tag begegnet, ist unwichtig. Auf die Frage, wie es einem geht und wie es so läuft, sollte man immer gefasst sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wirklich jedes Mal eine Antwort erwartet wird. Inzwischen reicht auch ein Nicken oder Lächeln.

Die Straßen von San Francisco

Auch wenn ich sortiert und sorgfältig mit T-Shirts, Hosen, Pullover und Röcken umgegangen bin, so kam auch ich nach knapp drei Wochen nicht mehr ohne Waschmaschine aus. Ich gebe zu, dass ich den öffentlichen Waschsalons durchaus skeptisch gegenüber stand und bis zum Schluss gehofft habe, rechtzeitig in ein eigenes Appartement umziehen zu können. Bei meinen nächtlichen Small-Talks mit dem Pflegepersonal hier habe ich herausgefunden, dass auch in Amerika viele Appartements neuerdings eigene Waschmaschinen im Haus haben. Nun blieb mir jedoch der Besuch im Waschsalon nicht mehr erspart. Mit mulmigem Gefühl kaufte ich Waschmittel und Weichspüler und ging die Straße hinauf.

Ein Mann kam herunter gehetzt. Gefolgt von zwei Weiteren in blauer Jeans und schwarzer Weste. Ein weißes Auto wurde mit einer Vollbremsung zum Stillstand gebracht und versperrte weiteren Fahrzeugen den Weg. Das laute Heulen der Polizeisirenen  kam immer näher. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dann ging alles ganz schnell. Zwei weitere Männer rannten über die Kreuzung, gefolgt von Polizeiauto und Streife in Zivil. Der Polizeiwagen bremste. Sackgasse. Raus aus dem Wagen. Im Sprint hinter den Flüchtlingen hinterher. Einer von ihnen Stolperte und fiel zu Boden. Mit aller Kraft drückte ihn ein Beamter fest auf den Asphalt und legte ihm die Handschellen an. In 30 Zentimeter Luftlinie gingen wir an ihnen vorbei. Was war hier los?

Am Ende des Blocks rauchte und qualmte es. Eine Menschenmenge hatte sich am Spielplatz versammelt. Drei zusammengestoßene jedoch parkende Autos standen am Straßenrand. Ein weiteres war vollkommen zerstört. Die Beifahrerseite komplett eingedrückt stand es mitten auf dem Bürgersteig. Es war schwer zu erkennen, wie viele Personen sich im Unfallwagen befanden. Ein Feuerwehrmann setzte sich auf den Rücksitz, um den Fahrer zu beruhigen. Drei weitere versuchten den schwerverletzten Mann aus dem Wagen zu bergen. Hier stellten wir uns erstmalig die Frage, ob Feuerwehr und Rettungssanitäter wohl ein und die Selbe Aufgabe haben, denn nirgendwo war ein Rettungswagen zu sehen. Nur zwei Feuerwehrautos in Form unserer deutschen Rettungsfahrzeuge und ein großes Feuerwehrauto samt Leiter und allem drum und dran waren hier im Einsatz.

Es dauerte eine Weile bis der Fahrer aus dem Auto heraus gesägt worden war und ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Er schien allein im dem Wagen gewesen zu sein. Wir jedoch ließen die schaulustige Menge bald hinter uns und betraten den Waschsalon. Auch hier machte sich die Hilfsbereitschaft der Amerikaner bemerkbar. Bald hatte ich den Dreh raus und kam 90 Minuten später mit trockener und duftender Wäsche zurück. Es funktioniert also tatsächlich.

Geduld heißt das Zauberwort

Es ist nicht selten, dass unsere Nächte doch recht unruhig und kurz verlaufen. Viele Senioren stöhnen im Schlaf, rufen nach Hilfe oder hauen mit den Fäusten gegen die Wand. Pfleger und Schwestern kommunizieren lautstark über den Flur hinweg und Alarme und Signale ertönen durchs Haus. Nach drei Wochen zerrten dieser Stress und diese Unruhe doch an Kraft und Nerven. Auch wenn in den kommenden Wochen viele neue Mitarbeiter und Senioren aufgrund der Umstrukturierungen innerhalb AgeSong’s kommen werden und dies hier Priorität haben wird, geben wir nicht auf für unsere Privatsphäre und Unterkunft außerhalb der Community zu kämpfen.

Ehrlich und bestimmt treten wir den Internen hier gegenüber. Wie es uns geht? Nun ja, wir arrangieren uns mit der Situation. Diese Woche haben wir die Initiative ergriffen und unsere Ansprechpartnerin auf Wohn- und Arbeitssituation angesprochen. Mit klaren Sätzen machten wir ihr klar, dass wir gerne helfen, mit den Bewohnern sprechen und bei ihnen sind. Doch nicht acht Stunden täglich. Noch einmal erklärten wir ihr Projekt- und Stellenbeschreibung, auf die wir uns beworben hatten. Noch einmal baten wir um einen Kompromiss, der unsere Vorstellungen und die Bitte der Community, die Pfleger zu unterstützen, vereint. Auch wenn es wieder locker abgetan wurde und wir mehrmals unser Anliegen wiederholen mussten, so kamen wir endlich ein kleines Stück voran. Wir entwickeln nun gemeinsam mit Activity Director Sushi unseren eigenen Stundenplan. Kunst und Kultur werden Hauptbestandteil sein, an Pflege und Fürsorge wird auch gedacht. Wir wollen nicht nur fordern müssen, wir wollen auch geben.

Ich bin froh, endlich sehen zu können, dass sich aktiv jemand der Suche eines Appartements für uns gewidmet hat. Vielleicht sind wir zu dritt, vielleicht zu zweit. Ob die wunderschöne East-Bay-Seite oder San Francisco City… Wer weiß? Das Jahr soll sowohl für AgeSong als auch für uns erfolgreich, weiterführend und Freude bereitend sein. Mit viel Geduld und Spucke fängt man eine Mücke. Und ich glaube, wir sind langsam aber sicher auf dem richtigen Weg dahin.

around the world

Bisher war San Francisco für mich Golden Gate Bridge, Cable Car und kitschig bunte Weihnachten. Eine Stadt von Fernsehfilm- und Serienimage geprägt mit Großstadtcharme nahe des großen weiten Ozeans. Auch wenn dieser Ort nach zwei Wochen nicht wirklich meinen Vorstellungen entsprach, so habe ich inzwischen neue Gegenden kennengelernt, die – sagen wir – durchaus sehenswürdig sind.

Ich esse keine Käfer – und nein, auch keine Würmer!

Um unseren zehn Quadratmetern Privatsphäre und dem ohrenbetäubenden Dauerlärm in der Community für eine Zeit zu entfliehen, stiegen wir bei schönstem Sonnenschein in den Bus. Dieses Wochenende unternahmen wir unsere erste Reise um die Welt. Nächster Halt: Asien. Um genauer zu sein, China. Nach New York hat San Francisco eines der größten Chinatowns Nordamerikas und ist somit Touristenattraktion schlecht hin. Zwischen Kitsch und Tantel, von Schirmchen und Fächern bis hin zum Mini-Buddha und zur original nachgemachten Tracht konnte jedes Besucherherz erfreut werden. Nun ja, wer es mag, kann sich daran erfreuen. Ich suchte vergebens nach der Tradition des Landes, der chinesischen Kultur und der Architektur und Kunst, die China so einzigartig macht.

Es war schade zu sehen, dass hier bis auf kleine Ausnahmen der Tourismus regiert. Menschen und Massen tummeln sich an den kleinen Ständen, die hier und da etwas besonders günstig verkaufen oder durch Glücksrad und Lose ziehen für Aufmerksamkeit sorgen. Meist sind es DvD’s oder technische Geräte, Fertignudeln und amerikanischer Bubble Tea. Hier und da erklingt ein Hauch Musik, wie man sie aus chinesischen Restaurants kennt. Aber um herauszubekommen, woher die Klänge kommen, fehlt die Sichtweite. Menschen drängeln, schieben und versuchen, den mitten auf der Straße stehenden Leuten auszuweichen.  Wer genau hinhört, kann ein Wirrwarr an Sprachen erkennen, ein bisschen Chinesisch, Englisch mit verschiedenstem Akzent, ein Deutscher amüsiert sich über das chinesische Bier und dem Spanier erscheinen die im Schaufenster aufgehängten Brathähnchen suspekt.

Eine Querstraße weiter erreichen wir die Gemüse- Obst- und Fleischstände Chinatowns. Kaum ein Satz Englisch wird gesprochen. Preise und Produkte sind durch Zeichen und Symbole gekennzeichnet. Hier werden wohl keine „Ausländer“ erwartet. Hier wird chinesisch verkauft, kommuniziert und gehandelt. Ein Verkäufer zeigt auf einen Korb voll brauner Kleinigkeiten. Ich schüttele den Kopf. Auch als er nach kleinen halbrunden Köstlichkeiten greift, winke ich ab. Ich esse keine Käfer – und nein, auch keine Würmer. Ich war mir sicher, dass er kein Wort von dem verstand, was ich sagte. Genauso wenig verstand ich sein Gebrabbel. Delikatesse hin oder her. Als mich zwischen Tomaten und Weintrauben der frisch geköpfte Fisch von der Seite anschaute, wollte ich so schnell wie möglich in meine Touristen-überschwemmte Straße zurück.

Was wäre ein Besuch in China ohne Drachen und Mythen?

Wir schauten uns noch einmal um und traten dann den Rückweg in Richtung Amerika an. Bevor wir China verließen hier und da noch schnell ein Foto mit Reishut, Drache und Hasen – warum eigentlich Hasen? P1000318_2 Plötzlich war unweit entfernt Musik zu hören. Eine Gruppe von zehn chinesischen Musikermädchen hatte uns eingeholt. Mit Trommeln, Klangspielen und in roter traditioneller Tracht gekleidet sollten sie den Anfang einer kleinen Parade darstellen, gefolgt von Prinz und Prinzessin, Artistenquartett und natürlich dem chinesischen Drachen. Stolz präsentierten viele kleine Kinder den großen Kopf und langen Schwanz des Mythos‘. Mit lautem Getrommel und Klingklang verschwand die Truppe in der Menge und wir ließen das Tor ins ‚Reich der Mitte‘ hinter uns.

Von Winnie Puuh im Disneyland zum Weihnachtsmann am Nordpol

Wer sich auf eine Reise in die USA begibt, der plant auch ordentlich Karenzraum in seinem Koffer ein. Shoppen ist wohl ein Muss für jeden. Da hier vorbildlicher Weise die Geschäfte sonntags öffnen, nahmen wir uns dies für den zweiten Tag des Wochenendes vor. ‚Macy’s‘ war das heutige Ziel. Das Einkaufszentrum schlecht hin. Es war schon von Weitem zu erkennen und somit nicht schwer zu finden. Viel interessanter als das pompöse Gebäude auf der anderen Straßenseite war jedoch ein kleiner Laden in der Nebenstraße mit der Aufschrift ‚Disney‘. Wer kann dazu schon nein sagen?

Der Laden glitzerte und funkelte. Freundliche bunt bemalte Wände, Soundtracks der Disneyklassiker spielten leise im Hintergrund. Links und rechts Kleider, Kostüme und Figuren. Spielzeug, wohin das Auge reicht, Puppen und Kuscheltiere an jeder Ecke. Ob Dumbo, Cinderella, Micky Mouse oder Winnie Puuh – jedes Kind findet hier sein ganz persönliches Idol. Und dann sah ich sie. In orange, gelb, grau, pink und braun, brav auf dem Regal sitzend zogen mich Winnie Puuh und seine Freunde aus dem Hundertmorgenwald in ihren Bann. Sie waren so groß und plüschig, kuschelig weich. Mit leeren Händen zurückkommen? Unmöglich. Unser neues Familienmitglied heißt I-Aah.

P1000351_2Natürlich betraten wir einige Minuten später ‚Macy‘s’ . Acht Etagen mit Kosmetik, Schuhen, Klamotten, aber auch Bettwäsche, Elektronik und Teppichen. Jeder Stil, jede Firma und jede Modekollektion der Stars und Sternchen war hier zu finden. Zwischen unbezahlbaren  Kleinigkeiten befanden sich Regale und Kleiderständer bis zu 75% reduziert. Um sich dort durchzufinden, braucht man mindestens drei Tage. Heute blieb es beim schauen und staunen. Ganz oben angekommen fanden wir uns zwischen Rudolph dem Rentier und dem Weihnachtsmann wieder. Willkommen am Nordpol. Von Weitem war alles prachtvoll geschmückt, alles glitzerte, glänzte und leuchtete. Je näher ich jedoP1000365_2ch diesen vielen dekorierten Weihnachtsbäumen kam, umso unweihnachtlicher wurden sie. Da hing Hello Kitty an dem einen, Disney Figuren an dem anderen. Ein weiterer Baum wurde der Hippie-Szene gewidmet mit Peace-Zeichen und bunten Blumen. Wer den guten erzgebirgischen Nussknacker kennt, wird etwas enttäuscht auf die amerikanische Kopie schauen und natürlich sind Räuchermännchen und Pyramiden nicht unbedingt Verkaufsschlager. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Immerhin ist erst September. Ob es Ende Oktober auch einen Gruselbaum für Halloween geben wird?

Ich glaube jedoch, dass Weihnachten in San Francisco hell erleuchtet, bunt und vollkommen anders sein wird. Ob besser oder nicht – wer weiß. Auf einen Versuch lasse ich es gerne ankommen.

“Assertive!”

Ein Blick auf den Kalender verrät, dass nun bereits zwei Wochen vergangen sind. Noch immer ist unsere Wohnsituation ungeklärt. Sie suchen noch. Nun doch nach einem Appartement. Wir hoffen noch immer inständig auf zwei kleine separate Zimmer. Dies bleibt wohl eher Wunschdenken. So langsam findet sich die ein oder andere versteckte Ecke zum Telefonieren, Chatten, Filme gucken oder einfach nur Abstand nehmen. Das ist hier wirklich notwendig. Wohnen und arbeiten am selben Ort heißt, 24 Stunden am Tag Freiwillige zu sein ohne Auszeit. Immer lächelnd, immer zuvorkommend. Schon am frühen Morgen noch vor dem ersten Schluck ungenießbaren koffeinfreien Kaffees Offen sein für alles und jeden. Es ist nur übergangsweise, hieß es, so circa eine Woche. Die Dritte steht bereits in der Tür.

Der am Dienstag erstellte Stundenplan scheint alles andere als projektbezogen zu sein. Aufpassen auf mental eingeschränkte Senioren und Small Talk verdrängen Kunst und Kultur, Event- und Wochenplanung. Wir müssen die Leitung AgeSong’s verstehen. Als Freiwillige füllen wir ein Lack in der Pflege und Fürsorge der Bewohner. Dies sei eine Ausnahmesituation, natürlich nicht für ein ganzes Jahr. Und für wie lange dann? Ein Monat, ein Vierteljahr?

In einer E-Mail teilte ich unserer Ansprechpartnerin und pädagogischen Betreuerin vor Ort die momentane Situation mit und bat um Unterstützung. Unser Einsatzgebiet soll noch einmal geklärt und an die Projektbeschreibung angepasst werden. Sie würde sich nächste Woche darum kümmern.

Ein Schritt in die richtige Richtung?

Nachdem wir in den letzten Tagen immer wieder fragend von Pflegern und Krankenschwestern angeschaut worden waren spürten wir deutlich, dass wir überflüssig sind. Es verschlug uns genervt und gelangweilt in die hauseigene Bibliothek. Dort gab es vielmehr als nur Bücher. An einem kleinen Schreibtisch und am Laptop arbeitend, lernten wir Sharon kennen. Sie hörte sich all unsere Bedenken und Befürchtungen an, hatte Verständnis und  brachte mit weisem Ratschlag Licht ins Dunkle. Ein Gespräch musste her. Eine Klärung der Rahmenbedingungen, Einsatzbereiche und Vertragsinhalte. „Assertive!“ sagte sie. „Seid bestimmend, fordernd, selbstsicher, aber fair! Setzt euch durch. Ihr seid hier, weil AgeSong euch durch ein Projekt begeistert hat. Eine komplette Änderungen des Arbeitsfeldes hätten sie euch rechtzeitig und noch vor der langen Reise mitteilen müssen.“

Das gewollte Gespräch kam schneller als erwartet. Zwei Stunden später fanden wir uns im Büro des Community-Leiters Jim wieder. Er hörte sich alles in Ruhe an. Von unserem geplanten Einsatz am Wochenende, von dem wir erst kurzfristig und durch Zufall erfahren hatten, bis hin zum Füttern einzelner Bewohner. Ich bewundere jeden, der älteren und kranken Menschen mit solcher Unterstützung helfen kann. Mir bereitet diese Arbeit Probleme. Zu meinem Erstaunen wusste Jim weder genaueres von unserem neu erstellten Stundenplan noch hatte er mitbekommen, welche Aufgaben wir Tag für Tag  erledigen sollen. Er wollte alles noch einmal mit den zuständigen Interns besprechen, unseren Plan umstrukturieren und mehr an unser Projekt anpassen. Das dies bis dato noch nicht erfolgreich geschehen ist mag wohl daran liegen, dass weder unsere Bewerbungen noch die Stellenausschreibung jemals von den Mitarbeitern hier gelesen worden war. Von unserem Vertrag mal ganz abgesehen.

Wie es nun in Zukunft weiter geht, ist fraglich. Aus den Erfahrungen der letzten zwei Wochen heraus bin ich skeptisch bezüglich einer kurzfristigen Problemlösung. Wir werden sehen.

500 Wörter für die Welt

Die nächsten Tage kämpfe ich mit einer ordentlichen Erkältung. Ich versuche nicht zu sehr mit den Senioren in Kontakt zu treten, was sich als ziemlich schwierig erweist. Mit Hausmitteln dagegen anzukämpfen, lässt sich hier nicht realisieren – ohne Küche oder der Möglichkeit, Nahrungsmittel vernünftig zu lagern. Ich hoffe bis zum Wochenende fit zu sein. Wir wollen shoppen gehen und das zweitgrößte Chinatown nach New York besichtigen.

In Zukunft werde ich den ein oder anderen Text für die Internetzeitung „AgeSong today“ schreiben.  Hier die deutsche Version meines ersten veröffentlichten Artikels:

Zwei Wochen liegen bereits hinter mir. 14 Tage mit neuen Eindrücken, Menschen und neuem Umfeld.  Ein Jahr lang wird San Francisco mein zu Hause sein. Ich komme aus Deutschland und absolviere in den nächsten 12 Monaten meinen Internationalen Jugendfreiwilligendienst bei AgeSong Senior Communities.

AgeSong liegt das Befinden der Senioren sehr am Herzen. Im Vordergrund stehen nicht Krankheiten, mentale Probleme oder Schwächen. Mit einem auf die Senioren abgestimmten Wochenplan werden körperliche und psychische Fähigkeiten der Bewohner gefördert. Sie fit zu halten ist das Ziel. Sie sollen sich nicht abgeschoben oder allein fühlen. Durch das bilden kleiner Wohngemeinschaften in Doppelzimmern oder Gruppenaktivitäten wie Touren mit dem Van, einer Tea Party oder den wöchentlichen Poker Games werden die Senioren zu einer kleinen Familie.  Der individuelle Umgang mit jedem einzelnen hat mich beeindruckt. Hier wird die Meinung der Senioren respektiert, ihr Wille steht im Vordergrund, gezwungen wird hier niemand. Es kann sehr hart sein, wenn sich Wünsche ständig ändern, Stimmungen schnell kippen und Bedürfnissen nicht immer nachgegangen werden kann.

Dennoch lohnt sich jede Arbeit in dem Moment, wenn sie Lächeln, sich freuen oder einfach nur die Hand nehmen und sagen: „Danke“.  Ich werde bei AgeSong at Laguna Grove im kulturellen Bereich tätig sein. Mit Spiel, Sport und Spaß möchte ich den Senioren den Tag versüßen, mir von ihnen zeigen lassen, was leben in den USA bedeutet und auch ein Stück meiner Kultur weitergeben. Ich finde es schön auch hier zu sehen, dass man sich um die Menschen im Alter kümmert und sie lieb gewinnt. Sie werden akzeptiert, egal wie jung, wie gesund oder wie fit sie psychisch noch sind. Wenn ich einmal älter bin, hoffe ich auch auf solche Unterstützung. In Deutschland gibt es auch Institutionen wie AgeSong, die sich um die Senioren kümmern und für sie sorgen. Es ist nicht nur eine Unterkunft, ein Bett und etwas zu essen.  Es ist die Fürsorge, das Zusammensein und das Gefühl, wichtig zu sein. AgeSong Senior Communities zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht und bringt Senioren und Angehörigen Sicherheit und Verständnis entgegen.

„AgeSong has created a place of healing and support for the aging … a place where people feel valued“ – Family Member

Original: agesongtoday.com

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“Hi, gorgeous!”

Es gibt Tage, an denen möchte ich nicht aufstehen. Tage, wo jeder Fuzzel im Weg liegt und jeder Sonnenstrahl zu hell erscheint. Ein solcher Morgen erwischte mich heute.

Nachdem ich nun mitbekommen habe, wie hart die Arbeit mit körperlich und geistig eingeschränkten Senioren ist, habe ich heute eine ganz neue Seite entdeckt. Oft habe ich mich mit einem Senioren unterhalten, der noch fit  in jeder Hinsicht ist. Doch bevorzugt er Themen wie Krieg, den Tod, seine Schwächen und Wehwehchen. Gestern hatte ich genug davon und verbot ihm für den heutigen Montag jegliche negative Einstellung und Äußerung. Er zweifelte an dem Erfolg meines Plans. Wie hätte es auch anders sein können? Heute kam er zu mir, nach Sportprogramm und Therapiegespräch, und bedankte sich bei mir. Der Tag begann für ihn viel heller, schöner und entspannter. „Gut, dass du da bist.“, sagte er. Ich konnte nur lächeln.

Der Vormittag verging, der Montagsausflug stand auf dem Plan. Ein Ausflug mit der Pokerrunde von vergangenem Freitag. „Hi gorgeous!“ hieß es einerseits. „Hi my love!“ hörte ich hinter mir. Und sie meinten wirklich mich. Es war einfach niedlich.

Als ‚Ehrengast‘ der heutigen Tour brachte mich meine kleine Gang zu den Twin Peaks (dt.: Zwillingsgipfeln), nach dem Mount Davidson die zwei höchsten natürlichen Erhebungen San Franciscos. Die Aussicht war unbeschreiblich. Die City, die Golden Gate und Bay Bridge sowie die komplette East Bay Region auf einen Blick. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und Segelschiffe ließen sich vom starken Seewind treiben. Ich hätte noch Stunden dort oben stehen können.

„Hi gorgeous, ich mag deine großen blauen Augen, wenn du in die Ferne schaust.“ Hi Gang, danke für diesen wunderschönen Nachmittag.Panoramaversuch

 

Sightseeing

Wenn viel Zeit zu bewältigen ist, ich nichts zu tun habe oder die Faulheit siegt, so schweift man oft mit den Gedanken ab und grübelt, überlegt oder erinnert sich an zu Hause, an Familie und an Freunde. Womit bewiesen ist, dass das Leben in über 10.000 Kilometer weiter Entfernung wirklich schön und wirklich schwierig sein kann.

Schauen wir auf die vergangenen Tage. Erlebt habe ich viel, Stück für Stück setzt sich das Puzzle San Franciscos zusammen. Mein erster Besuch in einer amerikanischen Bar war, nun ja, laut. Während zu Beginn eine Band weniger die Musik sondern eher das Brüllen ins Mikrofon als Hauptaufgabe ansah, war die darauffolgende Truppe durchaus angenehm anzuhören. Zum Schluss bekam ich eine CD geschenkt mit der Aufgabe, die Musik nach Deutschland zu tragen und so die Band in meiner Heimat berühmt zu machen. Ich präsentiere meinen Freunden in Deutschland also: „Ian Franklin and Infinite Frequency“.

Von A bis Z peu à peu voran

Endlich war Donnerstag. Endlich fand ein Meeting statt, das Klarheit in die doch recht unsichere Lage bringen sollte. Fragen nach Wohnort, Arbeitsbereich und Vertragsinhalten kamen hier unter anderem  zur Sprache. So wurde von unserer pädagogischen Betreuung und Kontaktperson für alle Fälle noch einmal stark betont, dass unser Freiwilligendienst nicht auf sozialen sondern auf kulturellen Pfeilern aufgebaut werden sollte. Das heißt also weder Pflege der Senioren noch Aushilfe für Küchen- und Pflegepersonal. Damit fiel mir der erste Stein vom Herzen. Ganz langsam kommen wir also in die richtige Richtung.

Was unsere Wohnsituation betrifft, so freue ich mich, dass meine Bitte auf ein eigenes Zimmer ein offenes Ohr fand und akzeptiert wurde. Die Entscheidung zwischen einer eigenen Wohnung zu zweit, jedoch mit gemeinsamen Schlafzimmer, oder einer Wohngemeinschaft mit fremden Studenten, aber dafür mit den eigenen vier Wänden, fiel mir überhaupt nicht schwer. Wo kann man wohl besser Kontakte knüpfen und sich sein eigenes Leben aufbauen als in einer kleinen amerikanischen WG? Ob nun in San Francisco direkt oder an den angrenzenden Städten wie Berkeley oder Oakland ist mir nicht wichtig. Aber um ehrlich zu sein, wäre East Bay gar nicht so schlecht. Hauptsache erst einmal raus aus dem AgeSong Gebäude selbst. Denn das wird ganz langsam unertragbar.

Die Frage nach dem Arbeiten am Wochenende und dafür Freizeit in der Woche selbst, fand bei mir wenig Anklang. Ich wünsche mir einen geregelten Tagesablauf, der mit Veranstaltungen und Events vereinbar ist. Der mir ermöglicht, etwas mit anderen Leuten zu unternehmen und wo Langeweile im Arbeitsleben keinen Platz hat. Was nützen da Wochenenden ohne Programm für die Senioren? Auch hier möchte ich noch einmal das kulturelle Arbeitsfeld betonen – keine Pflege.

Arbeitszeiten, Rahmenbedingungen des IJFDs, und allgemeine Vertragsinhalte waren den Führungspositionen natürlich noch weitgehend unbekannt. Warum? Nun ja, ich hatte zwar meinen Vertrag – von mir und der LKJ unterschrieben – in der Tasche, doch was sollte eine amerikanische Organisation mit einem deutschen Vertrag? Leider ließ die Übersetzung noch immer auf sich warten. Wir haben inzwischen versucht, grob einen Überblick über unseren Freiwilligendient zu geben und antworten auf einfachste Fragen natürlich gerne. Und trotzdem ist dies ein ziemlich wichtiges Puzzleteil, dessen Fehlen unseren Aufenthalt hier nicht unbedingt erleichtert.

Postkartenansicht vom Feinsten

Nachdem ich lange gezögert hatte und geizig auf jeden Dollar schaute, entschloss ich mich doch zu einer Stadtrundfahrt. Mit dem Hop on Hop off Ticket war es möglich ein- und auszusteigen, wann immer ich wollte. Es hing nur von den aufgezeigten Haltestellen ab. Ich beschloss jedoch, die Fahrt komplett zu genießen und erst am Fishermen’s Wharf den Bus zu verlassen.

Die Tour begann für meine Mitfreiwillige und mich ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Ich war begeistert von unserer Tourleiterin, die mit viel Witz und Humor jeden Ort zu etwas Bemerkenswertem undP1000165_2 Interessantem machte. Vom wärmsten und sonnigsten Teil der Stadt ging es in San Franciscos berühmtes Hippie-Viertel. Viele Musiker fanden hier ein zu Hause oder brachten über diesen Ort ihre Musik an die Westküste der USA. Wer San Francisco einmal besuchen wird, kann die Hippie-Gegend kaum verfehlen. So bunt, kreativ und originell ist es nirgends.

Der Wind wehte nur so durch die Haare und gab auch der stärksten Frisur keine Chance. Haargummi? Wozu? Ich genoss dieses kleine Stückchen Freiheit.
Über den Golden Gate Park kann ich bis jetzt noch nicht all zu viel sagen. Nur eines dazu: ob der Park selbst mit all seiner Flora und Fauna, oder aber die California Academy  of Sciences, der Japanese Tea Garden und das Conservatory of Flowers  -  der Golden Gate Park wird wohl einige meiner Wochenenden zu einem einzigartigen Erlebnis machen.

Endlich wurde es stürmisch an Deck des Tour-Busses. Endlich wurde es kalt und die Straßenführung deutlich und klar. Links und rechts von uns waren mehr und mehr Sightseeing-Busse erkennbar. Ich machte meine Kamera startklar und blickte gespannt nach vorn.

P1000195_2 Da stand sie im schönsten Sonnenschein, gigantisch und eindrucksvoll wie erwartet. Die Golden Gate Bridge gilt als Wahrzeichen der Stadt und mit einer Stützweite von 1280 Metern zu einer der längsten Hängebrücken der Welt. Von nun an hieß es nur noch drauf halten und knipsen bis der Speicher voll ist. Ich wollte alles festhalten und mitnehmen. Nur eines nicht. Dieser unglaublich starke mir ins Gesicht blasende Wind war nur schwer transportierbar.

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Die Skyline von San Francisco und die Sicht auf den Ozean und die East Bay Area war wunderschön. Segelschiffe wohin das Auge reicht und Alcatraz in schönster Pracht. Allein für diese zehn Minuten hatte sich die Investition in eine Sightseeing-Tour wirklich gelohnt.

P1000236_2Wir kreuzten Japantown und Chinatown, bewunderten das Viertel der Reichen und Schönen und beendeten unsere Reise letztendlich am Pier 39. Ein kleiner Imbiss, ein Blick auf die See und die Bay Area genügte bis wir unseren Heimweg leicht verfroren antraten. San Francisco ist durch die Seeluft wirklich eine recht kühle Stadt.

Und manchmal einfach nichts

Aber wie komme ich nun auf Faulheit und Gedankenkreisen? Nicht jeder Tag ist von Aufregung und Tatendrang geprägt. Manchmal reicht auch einfach ein schönes Sofa, ein Bildschirm und eine Tastatur. Skypen, E-Mails schreiben und Filme gucken, das Alleinsein und auch das ein oder andere tiefe Luftholen befreiend genießen. Ich habe nie gesagt, dass alles ganz einfach ist. Und die kleine Sehnsucht nach zu Hause tat heute gut, denn jetzt freue ich mich auf morgen, eine zweite Arbeitswoche und viele neue Erlebnisse.

Step by Step

Fünf Tage sind bereits vergangen und endlich haben sich Kreislauf und Kopf an die Zeitumstellung gewöhnt. Zwölf Uhr nachts ist nun nicht mehr Frühstückszeit und zum Mittagessen sehne ich mich nicht mehr nach Sandmännchen und Bettzipfel. Ein großer Schritt ist damit getan.

Ich gebe zu, heute Morgen nicht allzu elanvoll gewesen zu sein. Bei unserem 45 Minuten Meeting konnte ich am Ende kaum noch sitzen. Als wir erneut zum Aktenordnen verdonnert wurden, verflog auch der letzte Hauch an Schaffenslust. Das war doch nicht sein Ernst? Immerhin bekamen wir den ganzen Tag dafür Zeit. Jetzt stand erste einmal Thai Chi auf meinem Plan.

Kennen wir uns?

Thai Chi mit Senioren konnte ich mir anfangs kaum vorstellen. Nur wenige Bewohner sind nicht bewegungseingeschränkt und längeres Stehen mutet man hier niemandem mehr zu. Die Umsetzung sah wie folgt aus: sechs bewegungsfreudige Menschen bilden einen Halbkreis mit Blick auf den Fernseher. Ein netter grauhaariger Mann mit Vollbart erscheint auf dem Bildschirm. Er wollte das heute „Training“ leiten. Eine halbe Stunde lang wurden von der Hüfte an aufwärts alle Muskeln durch schwimmen, Arm kreisen, wedeln, pushen aber auch tiefes und ruhiges Atmen beansprucht. Ein Blick nach links und rechts ließ mich in angestrengte aber zufriedene Gesichter schauen. Für einen Moment schien alles entspannt und ausgeglichen zu sein. Im anderen Moment wusste ich, dass die Hälfte der strahlenden Menschen sich schon bald weder an diese Freude noch an Thai Chi erinnern würde. Ich werde eine Weile brauchen, um damit umgehen zu können.

Für starke Nerven und ein gutes Trommelfell

Als der Fahrstuhl die untere Etage erreichte, kam mir ein enormer Geräuschpegel entgegen. Da saß eine Dame völlig entrüstet in ihrem Rollstuhl. Mit hochrotem Kopf schimpfte, plärrte und weinte sie. Sie zu beruhigen machte keinen Sinn. Sie akzeptierte nichts mehr.

Von unserem Chef erhielt ich die Aufgabe, sie gemeinsam mit einem Fahrer zur Bank zu fahren, damit sie dort alle Fragen und Bankgeschäfte, die sie bedrückten, klären konnte. So lernte ich Eddy kennen. Es war eine laute Fahrt. Die dramatisierende alte Dame auf dem Rücksitz sorgte für ordentlich Stimmung in unserem kleinen Van. Jeder Hügel, über den wir fuhren, war zu hoch. Jedes Wort das Falsche und Schweigen interpretierte sie als unhöflich und abstoßend. Dass sie mich die ganze Zeit über beschimpfte, ignorierte ich dezent.

In der Bank angekommen trafen wir auf einen sehr ruhigen gelassenen Mitarbeiter, der unserem kleinen Problemfall alle Zeit der Welt gab, sich zu sortieren und zu orientieren. So wurden Plastiktüten, Gummibänder und stark geknickte Unterlagen quer über den Tisch verteilt. Ich wunderte mich, wie die Seniorin tatsächlich die benötigten Papiere finden konnte.

Dazu ist sie im Diskutieren ein absolutes Ass. Ständig hatte sie neue Einfälle, Ideen und Forderungen. Eine Stunde später und mit beantragtem Scheckbuch und 100 Dollar in ihrer Tasche, verließen wir die Bank.

Mit Eddy und seinem Van verbrachte ich einen angenehmen Arbeitstag. Wir brachten Senioren zum Arzt, wobei ich zum ersten Mal sah, wie medizinische Versorgung in den USA funktioniert. Er lud mich zum Mittag ein, zeigte mir nach der Arbeit, wo ich am Besten einkaufen kann und versuchte, mir möglichst preiswerte Sachen zu zeigen und zu empfehlen. Sich in diesen riesigen Läden zurecht zu finden, ist schwieriger als erwartet.

Über den heutigen Tag kann ich mich nicht beschweren. Ich habe viel erlebt, viel gelacht und wieder ein Stück mehr von San Francisco kennen lernen dürfen. So könnte es doch eigentlich weiter gehen.

first workingdays

Die ersten zwei Arbeitstage liegen hinter mir. Tage, welche nicht die erhoffte Klarheit über meine Aufgaben und Projekte bei AgeSong brachten. Dennoch möchte ich sie nicht missen.

Für die Mitarbeiter dieser Community – auch genannt „Interns“ – ist es ebenso wenig einfach, das Projekt „Deutsche Freiwillige bei AgeSong“ erfolgreich in den Alltag zu integrieren, als es das Zurechtkommen mit ungeklärten Themen und Sachverhalten für uns ist. Es hat Umstrukturierungen innerhalb der Institution gegeben. Neue Mitarbeiter lösten alte ab, Senioren wurden umquartiert, neue Senioren zogen ein.  Trotz Stress und Durcheinander wird an Freundlichkeit und lächelnden Gesichtern nicht gespart. Das erleichtert einiges.

Aller Anfang ist schwer

Gleich am Montag wurde deutlich, dass sich keiner so richtig für uns zuständig fühlte oder ein wenig Ahnung hatte, wie wir eingesetzt werden sollten. So begann unser erster Arbeitstag dem Zusammenbauen von Umzugskisten und dem Sortieren von alten Akten. Zwei „Challenges“, wie unser neuer Chef es grinsend nannte. Ich habe mich ein bisschen auf den Arm genommen gefühlt.

Der zweite Teil des Tages bestand aus Small-Talk mit den Senioren, was sich als durchaus schwierig  erwies. Außer das Wetter, den Gemütszustand oder den Lebenslauf vielen mir auf Anhieb nicht all zu viele Gesprächsthemen ein. Warum das problematisch war? Nun ja, es ist nicht einfach, mit Menschen zu reden, die man nicht kennt und die einem noch vollkommen fremd sind. Dazu in einer anderen Sprache. Komplizierter wird es jedoch erst richtig, wenn die jeweiligen Gesprächspartner entweder nicht antworten oder gar nach fünf Minuten vergessen haben, was vorher gesagt worden war und erneut anfangen zu fragen, wer man sei. Ich hoffe trotzdem, dass die Leute sich über die gemeinsame Zeit freuen.

Am Nachmittag durften wir auf einen Ausflug mit. „An Bord“  des AgeSong-Vans sechs Senioren, eine Freiwillige aus Malaysia, wir und Sushi, Chef der ganzen Tour. Über die Bay Bridge hin weg hatten wir einen absolut traumhaften Blick auf die Golden Gate Bridge und Alcatraz, tief im weißen, wolkenähnlichen Nebel eingehüllt. Nur noch die Spitzen der Brücke waren zu sehen. Ringsherum war es jedoch klar und sonnig.P1000134_2

Nach circa 40 Minuten Fahrt erreichten wir unser Ziel. Ein Hundepark. Nunja, ein solcher Park ist gewöhnungsbedürftig. Hier haben die Hunde das sagen. Spielen, raufen und bellen so viel sie wollen. Eine schöne Idee, als menschlicher Besucher sollte man beim Spazieren gehen jedoch genau darauf achten, was sich auf Weg und Wiesen befindet. Natürlich stand auch hier wieder das Plaudern mit den Senioren im Vordergrund. Diesmal hatte ich einen pessimistischen netten Herrn an meiner Seite. Eine gelungene Abwechslung zum Selbstgespräch.

Um noch ein bisschen abzuschalten, erkundeten wir nach unserem frühzeitigen Abendessen noch ein wenig die Gegend. Wie es sich gehört gelangten wir natürlich genau in die Gegend San Franciscos, die nicht so sehr für zwei blonde junge Frauen geeignet ist. Dieser Teil der großen Market Street war Raum der farbigen und ärmeren Bevölkerung. Wie gut, dass es viele Querstraßen zum Abbiegen gibt.

Über die Hyde Street, durch die Serie „Charmed“ bekannt geworden, Berg auf, Berg ab, an Cables Cars vorbei, traten wir kurz vor Chinatown den Rückweg an. Eine solch kleine Tour durch San Francisco kostet schon etwas Kraft. Ein gutes Work-out nach der Arbeit.

Spiel, Spaß – Senioren eben

Der Dienstag gestaltete sich etwas arbeitsintensiver. Auf dem Plan standen nach dem täglichen Meeting der „Internes“: Spaziergang mit einem Senioren und dessen Hund – wobei bei allen hygienischen Vorschriften es höchst sonderbar ist, dass Haustiere hier wohnen dürfen. Anschließend Sport und Spiel mit freiwilligen Bewohnern, die ordentlich Kraft in Tennisschläger und Ballon investierten. Um nach der Mittagspause wieder gemütlich in die Arbeit einzusteigen durfte das Akten ordnen natürlich nicht fehlen und Musik und Gesang brachte dann den Höhepunkt des Tages. Es war schön, auch eingeschränkte Menschen so fröhlich und frei auf einen Xylophon spielen zu sehen. Zum Schluss gab es noch eine Einladung zum Bandkonzertes des Musiktherapeuten Ian Donnerstag Abend. Auch wenn ich wohl allein gehen muss, denn meiner Mitfreiwilligen fehlen noch drei Jahre bis zur amerikanischen Volljährigkeit. Und bis dahin sind Bars tabu.

Licht im Dunkeln

Kurz vor Feierabend fühlte sich endlich jemand verpflichtet, uns einmal mehr über AgeSong, die kommenden Tage und die Gegend zu erklären. Sie fragte nach unseren Erwartungen und Vorstellungen, stellte uns einen kleinen Ablaufplan bis Sonntag auf und zeigte uns zum Schluss noch Supermarkt, Busfahrplan und Waschsalon. Ob das jetzt etwas beruhigender war, weiß ich noch nicht. Zumindest ist es schön zu wissen, einen direkten Ansprechpartner zu haben.

Morgen werden wir außerhalb mit einigen Senioren essen gehen. Man hat uns schon vor der Neugier und Gesprächsbereitschaft der Damen und Herrn gewarnt. Was denken sie wohl über uns, was werden sie fragen und wissen wollen?

Für heute heißt es erst einmal durchatmen und entspannt in den Abend gehen. Besuch wird kommen, ein Bekannter und ehemalige Bewohner der Stadt. Ich freue mich darauf, ihn mit Fragen zu löchern und so ein Stück mehr über Leben und Arbeiten in San Francisco zu lernen. Denn die USA ist wirklich anders als die anderen.

Fishermen’s Wharf

„Sind Sie Touristin?“ –  Nein, ich lebe für ein Jahr hier. – „Dann nehmen Sie lieber eine andere Sightseeing-Route und nicht die für typische Touristen.“ Ich erwiderte darauf nichts. Warum eigentlich nicht? Ich fühle mich derzeit noch nicht heimisch. Alles ist neu, unbekannt und anders. Touristen wollen die Besonderheiten einer Stadt kennen lernen, die schönsten Plätze erkunden und Sehenswürdigkeiten  besichtigen. Genau wie ich. So zogen wir heute mit Kamera und dem nötigen Kleingeld los gen Küste – zu Fishermen’s Wharf.

Ich hatte mir vP1000042_2on einer netten Pflegerin bei AgeSong genau erklären lassen, wie ich mein Ziel mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen kann. Und tatsächlich war es ganz einfach. Mit der MUNI, ähnlich wie unsere alten Straßenbahnen, fuhren wir eine große breite Straße entlang. Nicht so gesittet und ordentlich wie in Deutschland, nein. MUNI-Fahrer haben durchaus einen schroffen Fahrstil. „Hurry, hurry!“ hieß es beim Einsteigen.

Schnell 2 Dollar in den Automaten geworfen und schon ging es los. Auf der Fahrt war genau erkennbar, wo Downtown begann. Plötzlich schossen Wolkenkratzer aus dem Boden, ein Geschäft stapelte sich über dem Nächsten und Menschen liefen mit großen vollgepackten Einkaufstüten durch die Gegend. Das war also San Franciscos Shoppingmeile.

Pier 39 – Zwischen schönstem Panorama und Kitsch

Die hohen Häuser wurden von Plätzen mit Palmen, kleinen Ständen und fliegenden Möwen abgelöst. Was die Möwen betrifft, so sind Artgenossen in Deutschland dagegen Zwerge. Ich habe noch nie einen solchen Vogel gesehen, der mir bis zu den Knien geht. Da es weder eine Haltestellenanzeige in der Bahn noch einen Hinweis auf die Bezeichnungen des jeweiligen Stopps gibt, war es etwas schwierig herauszubekommen, wann wir aussteigen sollten. Ich dachte, dass am Fishermen’s Wharf wahrscheinlich nicht nur zwei oder drei Personen aussteigen wollen, sondern sich die Bahn ziemlich schnell leeren würde. Ich erinnerte mich an Bilder und Beschreibungen des Platzes und war mir sicher, es nicht übersehen zu können. Die Unsicherheit wuchs jedoch. Als die Bahn an einem bunten Platz nahe der Küste hielt, fragte ich Hals über Kopf die hinter mir sitzende Dame. „Ist dies hier Fishermen’s Wharf?“ – „Ja, das ist ‚Pier 39‘.“ – „Also müssen wir hier für Fishermen’s Wharf aussteigen?“ – „Ja, das ist ‚Pier 39‘.“ Erst als ich draußen stand erkannte ich, dass dies nicht der Ort war, wo ich hin wollte. Ich war mir sicher, dass diese Dame nur wenig Englisch verstand.

Ich sah mich um. Es war bunt, Souvenirs an jeder Ecke, ein Restaurant neben dem Anderen. Etwas weiter ein wunderschönes altes Pferdchen-Karussell. Auf der anderen Seite des Platzes konnte ich das Meer erkennen und kurz darauf sah ich sie genau vor mir – die Golden Gate Bridge. Wie es sich gehört, in einem leichten Nebelschleier stehend. Unter der Brücke waren Segelboote zu erahnen. Es war ein wunderschöner Anblick.

P1000100_2Ein Stück weiter und deutlich zu erkennen lag Alcatraz. Natürlich wollen wir uns diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen, nur nicht heute. Wir haben doch schließlich ein Jahr Zeit.

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Pier 39 zeigte sich von seiner schönsten Seite. Massen an Menschen, Hot Dog – und Süßwarenständen und natürlich sich sonnenden Seelöwen. Wer jedoch diese Tiere in freier Wildbahn in Dänemark oder Skandinavien erleben durfte, der ist hier vielleicht weniger beeindruckt. Mir erging es so.

Fishermen’s Wharf – Touristenanlaufpunkt

An Alcatraz-Zubringern und Sightseeing Fähren vorbei erreichten wir endlich unser eigentliches Ziel. Da fuhren Cable Cars die steilen Straßen der Stadt hinauf, man traf Menschen aus aller Welt  und konnte sich von der guten Laune der Straßenkünstler anstecken lassen. Auch Bettler sind hier sehr kreativ. „Gib mir Geld, oder ich wähle Romney“ stand auf einem Schild. Was es alles gibt…

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Wir besuchten den Hafen, schauten uns Militär- und Segelschiffe von außen an, bewunderten Schwimmer, die sich bei doch recht kühler Wassertemperatur ins Meer trauten. Einen Besuch im Wachsmuseum wollten wir uns für später aufheben. Ich brauchte eine Weile um herauszufinden, was die verschiedenen Fischstände und Imbissbuden anboten und war von der Boudin Bakery tief beeindruckt. Dort gab es Teddy-Brote, verschiedenstes Gebäck und Brotkörbe, die wie am Fließband über den Köpfen der Menschen hinweg fuhren. Ein Brotkrokodil, welches gut einen Meter lang war, lag im Schaufenster, wo Bäcker und Bäckerinnen bei der Arbeit zu beobachten waren.

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Nach vier Stunden waren unsere Füße müde und wir fuhren in schönstem Sonnenschein an Wolkenkratzern und Einkaufszentren vorbei zurück nach Hayes Valley. Fazit: anstrengend und interessant, aber um Fishermen’s Wharf richtig zu erkunden, braucht man mehr als nur einen Tag. Ich komme wieder.

 

first day

Die Nacht war kurz. Um genau zu sein 180 Minuten lang. Die Zeitumstellung nagt doch ziemlich an mir. Auch wenn ich 28 Stunden am Stück auf den Beinen gewesen bin, so klingelte meine innere Uhr 2.30 morgens. In Deutschland wäre dies 11.30 gewesen. Da es außerhalb des Zimmers viel Unruhe gab, war an ein erneutes Einschlafen nicht zu denken. So begann mein erster Tag in San Francisco mitten in der Nacht.

Das hatte den Vorteil, einmal ganz in Ruhe mit der Familie zu skypen, E-Mails zu schreiben und die ersten Eindrücke setzen zu lassen. Gegen acht war Frühstückszeit. Frühstück auf amerikanische Art: Zwei Eieromletts mit Käse gefüllt, dazu Toast, Butter, Marmelade und ein Schälchen Obst. Nehmen wir die Marmelade oder eher das Gelee mal raus, so war es gar nicht mal so schlecht. Das ein Vollkornbrot so anders als in Deutschland schmecken kann, war mir bis dahin nicht bewusst.

Haribo und Co

Den Vormittag habe ich im Zimmer verbracht. Ob ich müde war, steht außer Frage. Erst zum Nachmittag hin machten meine Mitfreiwillige und ich uns, auf um zu erkunden, in welcher Umgebung wir uns eigentlich befinden. Wir steuerten auf den Marktplatz zu, bogen mal hier und mal da ab und knipsten Fotos, wo es nur ging. Von der Ampel, die den Countdown für „grün“ zählt, von dem ersten Supermarkt inklusive Apotheke, Drogerie und Fotoladen. Zu meinem Erstaunen gibt es auch hier Süßigkeiten wie Kinder Schokolade, Wevernünftiges Süßes 3rther‘s Original, Haribo und Trolli. Was Letzeres betrifft, so muss ich gestehen, dass auch ich als großer Gummibärchen-Fan die Finger von diesen Tüten gelassen habe. Allein die Farbe schrie nur so nach Chemie. Das konnte geschmacklich einfach nicht passen. Aber die riesen Packungen an Schokoladen-Mix und Mini-Riegeln ist gigantisch. Warum? – Halloween naht. Und das wird hier gefeiert, wie nirgends sonst.

 

Die Stadt

Die Straße weiter entlang kamen wir zu Rathaus, Oper und McDonald’s. Da war es. Mein Mc Sunday mit Erdbeersoße. Schon allein dafür hatte sich die weite Reise gelohnt. Durch Zeitumstellung und Schafmangel saß uns doch die Müdigkeit doch ziemlich in den Knochen und wir traten den Rückweg an. Ich schätzte, in einer halben Stunde bei AgeSong zu sein. Schätzung weit verfehlt. Nach ständigem Berg auf und Berg ab, links, rechts und grade aus stellten wir nach einiger Zeit fest, dass zwar alles quadratisch und gleich aussah, wir jedoch nicht da angekommen waren, wo wir hin wollten. Wir hatten uns verirrt.

Von Bus Stop zu Bus Stop pendelnd, wo es immerhin eine übersichtliche Stadtkarte gab, versuchten wir uns zu orientieren. Das war gar nicht so einfach. Zu meinem Glück liefen wir genau in die falsche Richtung und fanden das, was eines meiner höchsten Ziele wdie painted ladies aus full housear. Die „Painted Ladies“, eine Reihe an typischen im viktorianischen Stil zwischen 1892 und 1896 erbauten Häusern San Franciscos. Endlich besitze ich mein eigenes Postkartenmotiv  und habe an dem Drehort des Full House- Intros gestanden.

 

Nachdem wir unzählige Leuten nach dem Weg gefragt hatten, kamen wir pünktlich zum Abendessen (17.30!) bei AgeSong an. Als Beilage zu Nudeln auch noch Toast? Eben Amerika. Mein einziges Ziel ist nur noch mein Bett. Ich hoffe auf eine entspanntere und ruhigere Nacht, denn morgen geht unser Sightseeing weiter: Cable Car und Fisherman‘s Wharf.

Welcome to San Francisco!

27 Stunden liegen hinter mir. 27 Stunden voller Stress, Hektik, Kontrollen, Fliegen und Abschied nehmen. Ganz einfach war das nicht. Gegen alle Befürchtungen verlief jedoch die Reise einfach und unkompliziert. Ohne Streik und ohne Verirrung auf dem Flughafen in London Heathrow bin ich überpünktlich in San Francisco gelandet. Aber dann…

Das Visum und der gewollte Stempel für ein Jahr Aufenthalt. Ich weiß nicht, wie oft ich die Frage nach dem Grund meiner Reise beantworten musste, wie oft ich bestätigen sollte, dass dies mein freier Wille ist und wie oft wegen meines Vorhabens die Stirn gerunzelt wurde.

Aus dem Flugzeug ausgestiegen ging es in die Visa-, Non-Visa-, New Immigration- und Citizens Kontrolle. Wartezeit: 40 Minuten. Ich dachte an Sally von AgeSong, die mich abholen wollte und somit die ganze Zeit draußen wartetn musster.

Freiwillig? – Ja.

Endlich war ich an der Reihe. „Haben Sie das weiße Formular im Flugzeug nicht bekommen?“ – Nein, nur das Blaue. „Sie brauchen aber das Weiße Formular. Bitte füllen Sie jetzt das Weiße aus und kommen Sie danach wieder zu mir.“ Blaues Formular, weißes Formular… Nun gut. Mit meinem blauen Formular und dem zusätzlichen Weißen marschierte ich nun wieder zum Schalter. „Warum haben Sie ein Visum? Was machen Sie hier? Freiwillig?“ Ähm, ja? Nachdem auch hier die Fingerabdrücke nur bei mehrmaligen Versuchen sichtbar wurden, durfte ich also durch. Dachte ich. Jetzt ging es erst einmal zur zweiten Visa-Kontrolle.

Erneut die gleichen Fragen. Skeptisch beäugte mich die Security und wollte mir anfangs mein Visum für ein Jahr nicht genehmigen. Sechs Monate, 180 Tage und nicht mehr. Er wollte meinen Vertrag sehen. Natürlich hatte ich diesen dabei, aber in Deutsch! Ungelesen bekam ich das Dokument zurück. „Sit down!“ Mit einer kleinen Handbewegung wurde ich auf einen unbequemen, harten Stuhl platziert. Erneutes Warten. 20 Minutenspäter drückte mir die Security meinen Pass in die Hand und wünschte mir einen angenehmen Aufenthalt. Ich lief schnellen Schrittes weiter, um mein Gepäck zu holen. Ich hoffte nur, dass alles vollständig angekommen ist. Nichts. Kein Mensch mehr da, nur noch vereinzelt herrenlose Koffer. Dann aber sah ich meine beiden Gepäckstücke ganz am Ende der Halle. Allgemein ist alles in den USA irgendwie riesig und doch eigentlich recht gut organisiert.

Die Straßen von San Francisco

Sally empfing mich warm und herzlich. Auf der Autofahrt zu AgeSong zeigte sie mir etwas die Stadt, wenn auch durch unabsichtliches Verfahren. Auffällig war dabei der doch recht lockere Fahrstil. Rechts abbiegen über drei Spuren hinweg und das Freitagnachmittag auf einer vierspurigen Schnellstraße – so fest konnte ich mich an meinem Sitz gar nicht festhalten. Die Straßen sind wirklich extrem. Steil rauf und steil runter, wie man es aus Serien und Filmen kennt. Das Ignorieren von Ampeln und Verkehrsschildern scheint Mode zu sein. Mitten auf der Straße anhalten und nach dem Weg fragen – kein Problem. Blinken? Wozu. Hand raushalten geht schließlich auch. Also ungefährlich ist das nicht.

AgeSong

Bei AgeSong angekommen wirkte das Haus auf mich sehr schön und einladend. Die Menschen hier sind offen, sehr nett und unglaublich zuvor kommend. Die Freude über die Freiwilligen aus Deutschland war allen anzusehen. Wir bekamen ein extra Begrüßungsschild an unsere Zimmertür gehängt, auf unseren Betten stand jeweils ein Willkommenskorb mit Obst Prospekten, Süßigkeiten und Getränken. Das Bett selbst hat natürlich ganz andere Maße als in Deutschland, aber irgendwie passte meine Bettwäsche letzten Endes doch.

Nachdem ich unendlich viele neue Menschen kennengelernt und das Haus besichtigt habe, bin ich nach nun fast 28 Stunden doch kaputt und erschöpft. Unser kleines Zimmer bestehend aus zwei Betten und drei Schränken muss für die erste Woche reichen. Bald soll es eine neue Unterkunft geben, die nicht gleichzeitig Arbeitsstelle ist. Eine tolle Idee.

Morgen hoffe ich zu erfahren, was wohl meine Aufgaben sein werden. Arbeitsbeginn ist an Wochentagen 9.30. Doch erst einmal gibt es einen kleinen Empfang. Und dann mal schauen, was San Francisco zu bieten hat.

 

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