pre-Christmas

Die in dichtem Nebel P1010232_2eingehüllte Bay Bridge erscheint am heutigen Morgen grau und kalt. Langsam drängt sich der dichte Verkehr in Richtung San Francisco. Auch mit fünf Fahrspuren kommen wir des Öfteren zum Stehen, kleine Drängler machen es nicht grade einfacher. Wie schön war die Brücke nachts hell erleuchtet, der Himmel klar, die Sicht auf die Skyline der Stadt unbeschreiblich. Von einer kleinen Insel aus – Treasure Island genannt und ehemaliger Navy Stützpunkt – hatte ich einen wunderbaren Blick auf San Francisco und die Bay Area. Kreuzfahrtschiffe legten ab, kleine helle Flugzeuge flogen über uns hinweg, die Bay Bridge unter uns glänzte. Ein kleiner Genuss unterm Nachthimmel nach einem langen Arbeitstag.P1010218_2

P1010243_2Inzwischen ist meine Zeit hier überschaubar. Und dennoch gibt es vieles, was ich noch sehen und erleben möchte. So fuhren wir Samstag zu den berühmten kalifornischen Redwoods, den wohl größten Bäumen der Umgebung. Einmal richtig durchatmen, der Genuss der Natur, den Duft von Erde und Tannen, Laub und Pilzen. Wir liefen eine Weile einen kleinen Waldweg entlang. Gespannt schaute ich mich um. Ich wollte sie nicht verpassen. Die großen Redwoods. Stolz wollten mir meine Begleiter diese Bäume präsentieren. Nach einer guten halben Stunde wurde ich ungeduldig. Ist der Weg noch weit bis zu unserem Ziel? Mit verwunderten Blicken sahen sie mich an. Sie wussten nicht ganz, was ich meinte, worauf ich hinauswollte. Jetzt endlich verstand ich alles. Wir waren bereits mittendrin. Der ganze Park bestand aus den berühmten kalifornischen Küsten-Mammutbäumen. Ein bisschen enttäuscht war ich schon. Der Wald glich einem typisch deutschen Mischwald. Zum Genießen und Entspannen einfach schön, jedoch für mich nichts Besonderes. Eigenartig für mich hingegen ist ein Garten in unserer Nachbarschaft mit einem Laubbaum, einer Tanne und einer riesigen Palme. Nadelbaum und Palme? Für mich eine seltsame Kombination.P1010247_2

Thanksgiving liegt hinter mir – das amerikanische Fest schlecht hin. In vielen Familien wird es hier größer gefeiert als Weihnachten. Ich hatte das Glück, dieses Event in einer richtigen amerikanischen Großfamilie feiern zu können mit einem großen Truthahn, vielen Extras, Kuchen, Marmelade und für mich bis heute undefinierbaren Köstlichkeiten.

Die ältere Generation an dem einen Tisch schwelgte in Erinnerungen, die Anderen lachten und diskutierten auf dem Sofa. Die Jüngsten verfolgten gespannt das Football Spiel im Fernsehen auf dem Fußboden im Wohnzimmer. Der flauschige Hund Railay wusste nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. Zu viele Menschen, zu viele Gerüche und zu viel Essen. Schnell leerten sich Sekt und Bierflaschen, in die kleinen Schokoladenkugeln wurde genüsslich hineingebissen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die riesige Schale mit „Lindt“-Pralinen vorfand. Solche Köstlichkeiten kosten hier in der Umgebung schon ein kleines Vermögen. Aber die Amerikaner lieben deutsche und schweizerische Schokolade über alles. Nur die Kombination mit Peanut-Butter war mir neu – und nicht unbedingt mein Favorit.

Zwei Wochen zuvor wurde der Mittwoch zu meinem kleinen persönlichen Highlight. Mit 6 Kilogramm Mehl, 1 Kilo Butter, 2 Liter Milch, fast 2 Kilogramm Rosinen und weiteren Zutaten widmete ich mich meinem Projekt „Stollen backen für AgeSong“. Mit dem von mir heißgeliebten Stollenrezept meiner Oma und Uroma wollte ich ein Stück deutsche Weihnacht nach San Francisco bringen. Vom Umrechnen der Zutaten in die US-amerikanischen Einheiten, dem Besorgen aller Zutaten bis hin zu meiner kleinen Weihnachtsbäckerei brauchte es seine Zeit und ein bis zwei kleine Helfer mit guten Beziehungen zu den verschiedensten Läden der Stadt. Am Mittwoch hatten wir alles beisammen. Alles? Nicht ganz, es fehlte die Hefe. Feuchthefe, doch so etwas gibt es hier kaum. Wie sollte ich also Trockenhefe in Feuchthefe umrechnen und die benötigte Menge bestimmen? Wie gut, dass es Laptops und Skype gibt. Mit einem Mal wurde meine ganze Familie aktiviert. Wer konnte mir weiter helfen? Wer wusste Bescheid? Wer hatte die Antwort parat? Zehn Minuten später der erlösende Anruf. Wer könnte es besser wissen als Omas? Mein Projekt war gerettet. Es konnte weitergehen.

Als auch die unerwartet großeP1010193_2 Menge an Trockenhefe vorhanden war, mahlte ich Mandeln, wog die Zutaten ab, erwärmte die Butter und fügte schließlich alles in einer großen Box zusammen. 6 Kilogramm Mehl zu kneten und alle Zutaten gleichmäßig zu vermischen, war nicht leicht. Allein dafür brauchte ich beinah 45 Minuten. Erst musste die Hefe gehen, dann auch der Teig. Immer wieder 45 Minuten warten, hoffen, dass die Hefe aufgeht, der Teig wächst. Wie erleichtert war ich, als ich drei große Bleche voller Stollen nach sechs Stunden Arbeit aus dem Ofen holen konnte. Sie sind nicht verbrannt, nicht zu hart und nicht zu weich. Als ich sie in Folie einwickelte und behutsam im Regal verstaute, musste ich lächeln. Ein bisschen stolz war ich schon auf mich. 6 Stunden Stollen backen, allein und ohne Hilfe. Ob sie wirklich schmecken werden? Wir werden sehen, wenn sie am 11.12. aus dem Regal geholt werden und wir sie zu unserem „Deutschen Weihnachtsfest“ bei AgeSong anschneiden. Ich bin schon jetzt gespannt.

Mein Weg führt mich durch die Straßen unserer kleinen Stadt. Langsam ersetzten bunte Lichter, Schneemänner und Zuckerstangen die Thanksgiving-Dekorationen. Erste Weihnachtsmänner leuchten auf den Dächern und kleine Rentiere verstecken sich zwischen Büschen und Bäumen. Es wird weihnachtlich in Alameda. Schon bald werden Häuser und Straßen hell erleuchtet sein. Ein kleines Highlight gibt es auch hier: eine einzige Straße, die besonders bunt, besonders kreativ und besonders hell erleuchtet und dekoriert sein wird. Die Bewohner der Straße haben in ihren Verträgen unterzeichnet und versprochen, die Straße ein weihnachtliches Highlight für Bewohner und Touristen werden zu lassen. Es soll ein überwältigendes Erlebnis sein.

Ein Vogelzwitschern weckt mich aus meinen vorweihnachtlichen Träumen. Es ist die Ampel. Hier in Alameda haben alle ‚Avenues‘ ein Vogelzwitschern und alle ‚Streets‘ einen Kuckuck-Ruf als zusätzliches Signal zum grünen Licht und dem Countdown, der anzeigt, wann die Ampel umschalten wird. So etwas gibt es nicht in San Francisco, der großen Stadt. Nein, solche Kleinigkeiten erlebt man nur in Orten, wie Alameda – einer Kleinstadt wie man sie aus Film und Fernsehen kennt.

knight in shining armor

Zwischen Kisten und Akten, Papiervorräten und Kabeltechnik ist es ziemlich warm und stickig. Wir versuchen, uns bestmöglich zu konzentrieren. Schauen auf den Laptopbildschirm und ordnen Schritt für Schritt die Folien unserer Deutschland-Präsentation.  Es ist nicht leicht, einen Tisch zum Arbeiten zu finden, wo es gleichzeitig eine Internetverbindung gibt. Für uns gibt es einen solchen Platz nicht. Somit arbeiten wir in der kleinen Abstellkammer AgeSongs.

Mit kühlen Temperaturen zog der P1000962_2Herbst in San Francisco ein. Dicker Nebel breitet sich in den Küstengebieten aus. Nur noch selten sieht man Schiffe am Horizont des Pazifiks fahren. Morgens auf dem Weg zur Arbeit möchte ich meine warme Wetterjacke und die kleinen Handschuhe nicht missen. Auch Kalifornien ist nicht nur Sommer, Sonne und Strand. Zumindest San Francisco nicht.

San Francisco im Halloween-Fieber

Von den Unwettern an der Ostküste redet hier niemand. Im Gespräch ist das Baseball-Team der Stadt – die „Giants“ –, die als Favoriten der „World Series“ gelten. Halloween steht an mit großer ‚Giants‘-Parade in einer Stadt im Ausnahmezustand. Schon jetzt bin ich gespannt auf die vielen kostümierten Menschen, den Trubel in der City und den kleinen Kindern, die abends an jeder Haustür um Süßes bitten. Mein handgeschnitzer Kürbis wartet schon an der Tür.

P1000959_2Unsere kleine Halloween-Party im AgeSong—Café „Vergiss-mein-nicht“ ist bis auf Kleinigkeiten vorbereitet. Selbst der Fahrstuhl wurde mit Spinnennetzen und Fledermäusen verziert. Nebel und Kälte tragen zur optimalen Gruselstimmung bei.P1000972_2

Ein Herz für Robby und Co.

Unser Montagsausflug mit den Senioren führt uns heute nach Fort Cronkhite in Sausalito. Der Ort liegt auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge – eine wunderschön hügelige Landschaft in der Bay Area. Viel Sicht hatten wir nicht. Ich habe erst spät erkannt, dass wir das Wahrzeichen San Franciscos überquerten, da mehr als die Randzäune in einem Radius von zwei Metern nicht sichtbar war. Unsere kleine Reisegruppe beschloss, das „Marine Mammal Center“ zu besuchen – einem Krankenhaus für Seelöwen und verunglückte, kranke Meerestiere.

Es war niedlich, die kleinen Seelöwen in ihrem kleinen Krankenhausbecken planschen zu sehen. Der Eine schwamm Runde für Runde im Wasser ohne Pause, der Andere genoss es, am Beckenrand  zu liegen und zu schlafen. Umso lauter beschwerte er sich, als sein „Beckenkamerad“ ihn zum Plaudern und Mitschwimmen animieren wollte.

Auf den Informationstafeln war kurz und knapp dargestellt, wie und warum sich das Marine Mammal Center um diese Tiere kümmerte. Viele Seelöwen sind durch den Müll der P1000982_2Menschen gefährdet, werden Opfer von Fischern oder leiden an Verletzungen, die sie sich draußen im Meer zugezogen haben. Die Mitarbeiter des Centers retten solche Tiere und bringen sie in dieses Krankenhaus. Die kleinen Seelöwen werden behandelt, wie Menschen: man operiert sie, gibt ihnen Medikamente, versorgt sie und macht sie wieder fit. Das Ziel soll die Freilassung in den Pazifik sein.

Ich war beeindruckt. P1000989_2Dennoch war die Ausstellung im Haupthaus etwas gruselig. Große und kleine Schädel, Organe in Gläsern aufbewahrt in den Regalen, Felle wie Teppiche auf den Schränken. Schilder wiesen darauf hin, dass es sich hierbei nur um Tiere handelt, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Trotzdem war es ein trauriger Anblick.

Mit dem wöchentlichen Montagsausflug habe ich die Möglichkeit, immer neue Orte und Attraktionen der Bay Area kennen zu lernen und zu erleben. Ich hoffe, dass der starke Herbstregen, welcher bis in den Februar hinein reichen soll, noch lange auf sich warten lässt. Es gibt noch so viel zu entdecken…P1010022_2

last summerdays

Der Oktober neigt sich dem Ende entgegen. Sechs Wochen lebe und arbeite ich bereits in San Francisco. Die anfänglichen Startschwierigkeiten ziehen sich bis heute. Noch immer ist mein Vertrag nicht unterschrieben und die Wohnsituation unsicher und unverändert. Wir kämpfen jeden Tag erneut, versuchen, uns gegenseitig hoch zu ziehen und gemeinsam die Tage etwas schöner zu gestalten. Doch es ist und bleibt hart, bei max. acht Quadratmetern zu zweit in einem Seniorenheim zu wohnen.

Die Zeit vergeht. Es wird Herbst in San Francisco. Immer mehr Regentage verdrängen Sonnenschein und Wärme. Ich vermisse das Laub und die Kastanien in Deutschland, freue mich jedoch hier über die vergangenen Sommertage bei fast 30°C.

Santa Cruz

Um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, fuhren wir trotz Müdigkeit über ein paar Umwege in das zwei Stunden entfernte Santa Cruz. Warum Umwege? Wir machten einen Zwischenstopp in San José und trafen dort ein paar junge Lehrer einer baptistischen Schule, die uns zu diesem Trip eingeladen hatten. Allein für die Hinfahrt von San Francisco nach Santa Cruz brauchten wir beinah vier Stunden. Unsere Gruppe war gut drauf.P1000880_2

Die Landschaft war wunderschön. Ich habe es genossen, einmal außerhalb der Bay Area die Gegend zu erkunden. Wir fuhren den Highway entlang, an Kleinstädten vorbei über Berge und durch Wälder. Nach sechs Wochen in San Francisco eine wunderbare grüne Abwechslung.

Santa Cruz liegt direkt am Pazifik. Wir parkten unseren Minibus an einem bunten Freizeitpark mit Blick aufs Meer. Menschen und Massen. Alles war bunt. An jeder Ecke roch es nach Eierkuchen oder Zuckerwatte. Kitsch vom Feinsten. Der kleine Freizeitpark zog sich den Strand entlang. Es gab nur einen Weg, welcher uns zu allen Attraktionen führen konnte.P1000865_3

Aber wir zogen der P1000870_2Achterbahn und dem „Freien Fall“ einen Strandspaziergang und  die Seehunde vor. Es war einfach schön. Segelboote und Fähren am Horizont. Ein paar Meter weiter fand ein Bandwettbewerb verschiedenster High Schools statt. Trommel und Blasmusik – schnell und langsam, laut und leise. Ich hätte nie gedacht, dass dies „bloß“ Schüler waren.

Wir verbrachten unsere Zeit mit Spaziergängen, quatschen und genossen einfach Sommer, Sonne und Strand. Es war lustig und tat gut, mit Leuten gleichen  Alters unterwegs zu sein. Auch wenn die  Rückfahrt lang war und wir doch recht spät bei Agesong ankamen, so bin ich nach solchen Ausflügen immer etwas zufriedener als vorher. Eben glücklich.P1000856_2

Scary America

Sie diskutieren um ihre Zukunft, versuchen die besten Argumente und Antworten zu finden. Amerika schaut kritisch auf die beiden Kandidaten. Nur noch wenige Tage bis zur entscheidenden Wahl. Zum Glück gibt es hier noch ein oder zwei Bewohner, die einer Debatte zwischen Präsident Obama und Herausforderer Romney folgen können.

Es ist 18.30 Uhr. Gemeinsam mit einem Kurzzeitresidenten schaue ich gespannt auf den Fernseher. CNN überträgt die Debatte live. Im Hintergrund schreit eine Bewohnerin herum. Ihre Sätze haben weder Sinn noch Inhalt. Eine mexikanische Seniorin schüttelt am anderen Ende des Tisches den Kopf. Sie mag vielleicht nur wenig Englisch verstehen, aber auch ihr geht das laute Gequäke auf die Nerven. Ich drehe die Lautstärke auf.

AgeSong ist nicht nur Heim für alte und kranke Senioren. Vor drei Jahren wurde hier das begleitete und unterstützende Wohnen eingeführt. Für Menschen, die eine Zeit lang im Krankenhaus gelegen haben, stellt diese Institution eine Art Brücke dar. Sogenannte „Kurzzeitbewohner“ können hier wenige Wochen bzw. Monate wohnen, bürokratische, soziale, familiäre Angelegenheiten klären und dann sicherer und gesetzter nach Hause zurückkehren. Oft ist es leichter, mit ihnen zu arbeiten als mit den meisten Senioren hier. Sie sind noch nicht so physisch und psychisch eingeschränkt, wie die meisten Bewohner und oft wesentlich jünger.

Amerika wählt den Präsidenten – und Deutschland regiert ein Kaiser

Um Abstand von all‘ dem hier zu bekommen, fuhren wir Sonntagnachmittag nach Albany zum Bowlen. Unsere IJFD-Koordinatorin hatte uns eingeladen, sie und zwei ihrer Freunde zu begleiten.

Albany liegt 45 Minuten Zugfahrt von San Francisco entfernt. Es ist ruhig dort. Viel Trubel gibt es nicht. Das Bowlingcenter unterscheidet sich kaum von unseren in Deutschland. Somit war es nichts Besonderes für uns. P1000829_2Ich war nicht verwundert, dass ich gefragt wurde, ob ich schon einmal gebowlt hätte. Schließlich käme ich aus Deutschland und dort gäbe diesen Sport wohl kaum. Mich erstaunt hier nur noch wenig. Ein Mann hatte mich auch schon gefragt, wie das Leben unter einem Kaiser so sei. Ist Deutschland wirklich so weit weg?

P1000825_2Ein Bowlingspiel läuft hier nicht anders ab als bei uns. Kein Highlight, nichts Ungewöhnliches. Eben Bowling wie überall. Doch eins war wirklich niedlich: eine ca. drei Meter große Pin-Figur, tanzend zu einem amerikanischen Mega Hit – vergleichbar mit unserem Macarena-Tanz.

Dass Halloween in der Tür steht, kann niemand mehr übersehen. Jedes Schaufenster, jedes Geschäft und jedes Restaurant ist im Gruselfieber. Süßigkeiten mit dem speziellen Kürbisgeschmack, Eiscreme allá Kürbis, saure Kürbiswürmer, scharfe Kürbiskekse, Kürbisdekoration, Kürbismasken…Kürbis…Kürbis….Kürbis! Nicht zu vergessen die tausend Dracula – Figuren, künstliche Spinnennetze und Geisterkostüme. Welch‘ Abwechslung bot da die Drogerie, als ich meine ganz persönliche Favoritenmaske fand. Aber seht doch selbst… P1000844_3

Inzwischen ist es ruhiger geworden. Die einst kreischende Seniorin ist in ihrem Rollstuhl erschöpft eingeschlafen. Pünktlich zum Ende der Debatte.

credit, where credit is due

Es ist Samstag. Für gewöhnlich ein freier Tag – zum Entspannen, zum Abschalten. Gemütlich aufstehen, frühstücken und auf Tour gehen. Hier ist es sieben Uhr morgens. Statt frischer Luft zieht der Zigarettenqualm in unser Zimmer. Mitarbeiter und Senioren rauchen direkt vor unserem Fenster. Auf unsere Bitte, diese Rauchecke zu verlegen, wurde nicht eingegangen. Der Stammplatz der Bewohner sei unveränderbar. Ich ziehe meine Decke über den Kopf. Ignoriere das Geschrei draußen, den Lärm in Küche und Waschraum. Aber auch die gute flauschig warme Bettdecke von zu Hause hält einen solchen Krach nicht ab. Aufstehen um 7.10 Uhr, Samstagmorgen.

Zu zweit leben wir noch immer auf engstem Raum im Chaos. Mit unausgepackten Koffern, ohne Schrank und ohne Privatsphäre. Immer wieder werden wir vertröstet. Nur noch eine Woche müssten wir auf unsere neue Unterkunft warten. Es sei schließlich schon alles geregelt. So läuft das jetzt seit 35 Tagen. Wir kämpfen jeden Tag erneut, warten und hoffen auf Besserung und machen das Beste draus.

2012 Latino Heritage Month

Im schönsten Rock stand ich Dienstag Nachmittag in der Lobby und wartete auf meine Verabredung. In neunzig Minuten sollte es losgehen. Noch war genügend Zeit und ich wartete geduldig. Inzwischen habe ich mich an die Unpünktlichkeit der Amerikaner gewöhnt und gehe Termine etwas lockerer an.

Im Rathaus deP1000744_2r Stadt sollte der „2012 Latino Heritage Month“ gefeiert werden. Ein Event für alle Amerikaner mit lateinamerikanischer Herkunft. Der Bürgermeister von San Francisco City und Umgebung Ed Lee übergab den „2012 Latino Heritage Award“ an ganz besonders aktive Latinos im Bereich Bildung, Business, Kunst und Kultur, Gesellschaft, Gesundheit und Medizin, Medien sowie Wissenschaft. Eine besondere Ehre und ein ganz besondere Abend für alle Beteiligten.

17.30 Uhr. Zum fünften Mal rief ich meinen Begleiter an. Und tatsächlich: mit einer Verspätung von über 96 Minuten hielt ein Taxi genau vor der Tür. Sechs Minuten nach Veranstaltungsbeginn.

Das Rathaus ist ein unglaublichP1000802_2 pompöses Gebäude. Die Architektur einfach und schick. Als ich den Empfangsbereich betrat, musste ich durch eine Sicherheitskontrolle durch. Jacke, Tasche, Schmuck und andere Kleinigkeiten mussten abgelegt werden. Ich selbst wurde durch einen Body-Scanner geschickt. Wie immer piepste das Gerät. Die Security sah mich skeptisch an. Ich grinste, machte große Augen und zwinkerte ihn an. Mit einer kleinen Kopfbewegung verwies er auf die vor mir liegende Klamotten. Ich griff nach ihnen ohne wegzuschauen, legte meinen Schmuck wieder an, griff nach meiner Tasche und eilte schnellen Schrittes den anderen hinter her.

P1000761_2Der Festsaal war hell erleuchtet. Auf der kleinen Bühne spielten Musiker lateinamerikanische Musik, im Hintergrund ein Rednerpult und traditionell die Fahnen der USA, Kaliforniens und San Franciscos – wenn auch hinter schussfestem Glas. Für die Zuschauer gab es in Reihe aufgestellte Klappstühle aus hartem Holz. Klein und unbequem. Am Ende des Saals wurde ein Buffet aufgebaut mit den besten kalifornischen Weinen und einer Vielzahl lateinamerikanischer Snacks. Nach und nach füllte sich der Saal. Je unpassender und weniger hübsch gekleidet, umso mehr Geld schienen die Menschen zu haben. Die obere Gesellschaft versammelte sich hier. Und auch an Journalisten für Fernsehen und Zeitung mangelte es nicht.

Ehre, wem Ehre gebührt

Das Programm war kurz und knackig. Die Reden nicht zu lang oder gar langweilig. Die Geehrten wurden mit ihren Leistungen und Programmen, für die sie sich engagieren, vorgestellt. Im Gegenteil zu Deutschland jedoch war dies weniger wichtig. Viel interessanter war ihr Familienstand. Der eine war Vater von vier Kindern, ein guter Ehemann und Koch. Im Dachgeschoss die 90-jährige Mutter. Ein weiterer engagiert sich freiwillig in der Schule seiner Tochter zum weihnachtlichen Basteln und feiert jeden Sommer die schönsten Prinzessinnen-Partys. Zum Schluss die 24-jährige Studentin, deren Ehemann treu der US-Armee dient. Sie träumt von der Adoption ihres ersten Kindes aus Äthiopien. Beeindruckend, nur wurde mir bei vielen der Preisträger nicht klar, wofür sie nun wirklich den Award P1000799_2erhalten hatten.

Es war ein wunderbarer Abend. Nicht Jeder darf den „Mayor of the City and County of Sa Francisco“ so hautnah erleben, wird zu Fotos mit berühmten Moderatoren des amerikanischen Fernsehens hingezogen und schüttelt Politikern und außergewöhnlichen Musikern mal eben so die Hand. Ich hatte die Möglichkeit dazu. Fünf Wochen sind nun schon vergangen. Eigentlich bin ich stolz auf all‘ das, was ich bisher in San Francisco schon erleben durfte.

one hundred percent America

Noch vor einem Monat  schien das ständige Frage – Antwort – Spiel nach Befinden und Gemütszustand angenehm. Die Menschen zeigten Interesse, hießen uns willkommen. Mit der Zeit wurde es anstrengend. Die Fragen häuften sich, schienen nicht ernst gemeint und rein flüchtig zu sein. Am Ende der dritten Woche habe ich angefangen, abzublocken. Ein Nicken oder Lächeln genügte. Jetzt nach über einem Monat habe ich den Dreh raus. Der Trick besteht darin, den Anfang zu machen, die erste Frage zu stellen, von allein auf die Leute zu zugehen. So macht das kleine Frage – Antwort – Spiel  Spaß und mein Tag verläuft wesentlich lockerer und entspannter.

Inzwischen kehrt der Alltag ein. Wege und Handgriffe werden zur Routine, das Wochenprogramm wird immer mehr verinnerlicht, Termine und Gespräche werden lockerer angegangen als noch zu Beginn des IJFD‘s. So langsam sind mir die Senioren und ihre Lebensgeschichten vertrauter. Zeit, um über das Geschehen bei AgeSong hinaus zu schauen. Die U.S. Amerikaner sind bereit. Der sechste November steht kurz bevor. Tag der Präsidentschaftswahl.

Ein Mann für ganz Amerika

Es ist 16.30.  Feierabend. Von Ausruhen keine Spur. Mit Musik in den Ohren laufe ich schnellen Schrittes in Richtung Civic Center als ich auf eine Masse von Menschen stoße. Sie alle scheinen auf etwas zu warten. Überall Polizisten mit Waffen, Schusswesten, Schlagstöcken und natürlich großen schwarzen Sonnenbrillen. Parkende Busse und Journalisten an jeder Ecke. Auf der anderen Straßenseite das Bombenentschärfungskommando und die Leute vom Fernsehen. Ein Anschlag war es nicht, auch kein Attentat. Die Menschen kommen von überall her, aus jeder Nachbarschaft, ob arm, ob reich – einfach jeder. Sie alle wollen Karten, die Billigste für die letzte Reihe kostet 100 Dollar. Eine Frau hebt vor meinen AugeP1000732_2n energisch ein Schild nach oben: „Four more years!“ ruft sie mit allem, was ihre Stimme hergibt. Auf ihrem blauen T-Shirt steht in großen roten Buchstaben ‚Obama‘ geschrieben. Die Menge vor dem Symphonie-Theater wartet auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

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Der Platz vor dem Rathaus füllt sich. Nicht nur mit Obamas Befürwortern. Menschen protestieren gegen den Krieg im Afghanistan, den Cannabisanbau oder die enorme Kontrolle im Staat.

Die Amerikaner leben diese Wahl. Sie zeigen offen, was und wen sie wollen. Nichts bleibt geheim, kein Getuschel und keine Heimlichtuereien wie auf deutschem Boden. Der Wahlkampf wird zur Party. Auf dem Rasen Artisten, die bis zu drei Meter lange Seifenblasen entstehen lassen. Fanartikel werden verkauft, darunter Poster, Buttons und T-Shirts. Laute Musik spielt im Hintergrund. Ein junger Herr mit Base-Cap und Caprihose kommt mir entgegen. In der Hand trägt er ein kleines Körbchen. Ich werfe einen Blick hinein und bin fasziniert. Er drückt mir einen kleinen Obama-Gummi-Kopf in die Hand – ein grinsendes Abbild des Präsidenten als Spardose für jedermann. „Fünf Dollar das Stück, drei für zehn.“ Der Mann sah  mich lächelnd an. Zwei weiter Frauen schauen interessiert in den Korb. Begeistert nehmen sie die Köpfe heraus und posen gerne für Fotos.  Aber trotz aller Bemühungen schaffen sie es nicht, mich vom Kauf eines solchen Erinnerungsstückes zu überzeugen.

Ich schaue mich um. Die Menge tobt. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich. Ich komme ins Gespräch mit Obama-Anhängern. Eine Frau zieht mich auf ihre Seite des Bordsteines und versucht mich für Romney zu begeistern. Der Mann mit dem Körbchen voller Köpfen erlöst mich aus dem Redeschwall der eifrigen Wählerin. „Drei Dollar für die Lady aus Deutschland.“ Na gut, überzeugt. Jetzt besitze ich meinen ganz persönlichen grinsenden Obama auf dem Nachttisch.P1000700_2

90 Minuten später. Erste Zuschauer werden an die Theaterkasse gebeten. Glücklich winken sie mit ihren Tickets. Sie sind erleichtert, eine der Wenigen sein zu dürfen, die Obamas Rede live miterleben werden. Auf der anderen Seite stehen Anzugträger und Frauen in ihren schönsten Abendkleidern. Ehrengäste, Sponsoren oder Gefolge des Präsidenten. Auch sie müssen anstehen und warten. Barack Obama hat das Theater bereits über einen Hintereingang betreten. Doch hier weiß noch niemand etwas davon.

Die Sonne geht langsam unter. Es wird kalt. Vor meinem Heimweg bewundere ich noch einmal die riesig bunten Seifenblasen. Ich freue mich auf den sechsten November. Bis dahin werden die Menschen wohl weiter für ihren alten oder neuen Präsidenten kämpfen. Immer und überall. Und mit vollem Engagement.

the special place

Dass San Francisco die besonders spezielle Stadt der USA sei, wurde mir nun schon einige Male überschwänglich nahe gelegt. So einzigartig, so unglaublich und so  sonderbar soll die Stadt an der Westküste mit seinen rund 800.000 Einwohnern sein. Auch nach einem Monat bin ich noch immer auf der Suche nach dieser Einzigartigkeit, die mich so verzaubern soll.

Fleet Week

Events gibt es hier wie Sand am Meer. Dem einen Festival folgt das Nächste, Musikboxen und Mikrophone werden am Wochenende bis zum Qualmen überstrapaziert. Ballett, Symphonie und Oper streiten sich um Presse und Publikum. Das Highlight der ersten Oktoberwoche: die Fleet Week.

Menschen und Massen kamen an diesem Wochenende nach San Francisco um U.S. Navy und Marine Corps in vollem Glanz zu erleben. Wettstreit der Segel- und Rennboote im „America’s Cup“, Präsentationen der schönsten Millitärschiffe im San Pablo Bay und als Höhepunkt die Flugshow der bereits über amerikanische Grenzen hinaus bekannten „Blue Angels“ –  Kunstflugstaffel der U.S. Navy.

Fast 90 Minuten brauchten meine Mitfreiwillige und ich, um von unserer Haustür zum Fishermen’s Wharf zu gelangen. Die Fleet Week ist das Event schlecht hin. Seit 1981 traditionell in der Stadt am Pazifik. Man hatte Besucher von überall her erwartet. Es wäre also der perfekte Zeitpunkt gewesen, um Straßenbahnen mit zwei Wagons oder gar extra Busse einzuführen, damit dem bevorstehenden Verkehrschaos vorgebeugt werden konnte. Nun ja, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

In der Straßenbahn lernte ich  Hank kennen. In den letzten vier Stunden hatte er als freiwilliger Helfer Touristen und Besuchern der Fleet Week in den verschiedensten Zügen geholfen, den Weg zum Fishermen’s Wharf oder zur Golden Gate Bridge zu finden. Jetzt hatte er Feierabend und nur noch einen Besucher, dem er unbedingt helfen musste: mich. Ein Lächeln. Ein Wort. Ein Handzeichen. Ich hängte mich an seine Fersen, während er schnellen Schrittes durch die Massen fegte. Hier und da ein kleiner Hinweis zu Mc Donalds, Wachsmuseum und Co. In kürzester Zeit erreichten wir den Strand, wo sich schon unglaublich viele Leute tummelten. Ab und zu ein Blick nach hinten, ob mich meine Mitfreiwillige noch nicht verloren hatte. ‚Entschuldigung, dürfte ich mal? – Danke. Ähm, könnte ich da mal bitte durch? – Vorsicht. – Ja, ich mP1000630_2üsste da mal vorbei. – Achtung, da steht ein Bier. – Sorry…‘ Ich ließ meine Augen nicht von Hanks Base Cap. Irgendwann stand ich zwischen spielenden Kindern und Baseball-Fans im Sand. „Werd sandig, werd dreckig. Du bist hier bei der Fleet Week. Das gehört dazu!“ Hank grinste mich an. Ok. Wenn er das so sagte…

Das Vorprogramm war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns später erwarten würde. In der Zwischenzeit zeigte uns Hank, wie gut amerikanische Schokolade schmecken kann, welches Restaurant das amerikanischste Fast Food zubereitet und welche Schleichwege die Günstigsten sind, um diese Menschenmenge zu umgehen. Er lud mich auf meinen  ersten original kalifornischen Wein ein und pünktlich zu den ‚Blue Angels‘ saßen wir wieder im Sand.

The Blue Angels

Mit bis zu 600 Meilen pro Stunde rasten die Flieger aufeinander zu. Ein Ausweichen schien nahezu unmöglich. Die Piloten forcierten einander, steuerten gradewegs auf einander zu. Doch dann ein Aufatmen. In letzter Sekunde eine 90 Grad Wendung und sie kreuzten sich haarscharf. Für einen kurzen Augenblick verschwand das Sechstett hinter den Wolkenkratzern San Franciscos. Nur ein enormer Geräuschpegel der Flugzeuge war noch zu hören.

Von rechts als Linie, als Pfeil, über einander, unter einander. Zu P1000653_2viert, zu sechst, als Doppel. Sie kamen als Block angedüst und trennten sich wie Silvesterraketen am blauen Himmel, Dunstwolken hinter sich herziehend. Sie malten Kreise und Linien in den Himmel. Mit viel Fantasie waren Zeichen und Symbole erkennbar. Ein Feuerwerk der U.S.Navy Kunstflieger bei strahlend blauem Himmel zwischen Golden Gate und Bay Bridge. Vielleicht wäre ich geblieben, hätte mich noch länger mit den Massen mitreißen lassen. Doch langsam ging die Sonne am Horizont unter und der eisige Wind ließ auch die letzte Sommerwärme verschwinden. Völlig durchgefroren kam ich wieder bei AgeSong an. Zurück bleibt meine Erinnerung an einen ganz besonderen Ort.

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Take it easy!

Es poltert und rumpelt, quietscht und knarrt. Reges Treiben herrscht auf den Fluren so kurz vor dem Wochenende. Meine Gruppe für autogenes Training war erfolgreich. Das Feedback zufriedenstellend, die Senioren völlig entspannt von ihrer kleinen Traumreise zurückgekehrt. Erleichtert schaue ich auf die Uhr. Noch 90 Minuten. Fast ein ganzer Monat ist nun schon vergangen. Dort leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ein Traum?

Da waren ungeregelte Arbeitsbedingungen, die ungeklärte Wohnsituation, das winzige Zimmer und zu wenig Ruhe. Nachdem wir am vergangenen Wochenende enttäuscht von Wohnungsbesichtigungen in Oakland zurückgekehrt waren, schienen Motivation und Enthusiasmus am ihrem Tiefpunkt angelangt zu sein. Die Wohnungen waren unsauber, kalt, von großen Hunden bewohnt oder zu teuer. Eines hatten sie jedoch alle gemeinsam: die unsichere und recht kriminelle Umgebung. Mit dem uns zur Verfügung gestellten finanziellen Budget war etwas anderes nicht möglich. Dass wir uns weigerten, dahin zu ziehen, lag auf der Hand.

Sommer, Sonne, Strand

Die vergangenen Tage waren heiß. Der „Indische Sommer“ zeigte sich mit aller Kraft von seiner besten Seite. Solche hohen Temperaturen bei nahezu Windstille in San Francisco erleben zu dürfen, ist äußerst selten. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Senioren ging es diese Woche samt Vanilleeis und Soda an den Strand. Eine Spezialität des Landes, so heißt es. Nun ja, das Vanilleeis allein tut es meiner Ansicht nach auch. Kaum in der ‚Crissy Field Picnic Area‘  angekommen, stand ich auch schon mit beiden Füßen im San Pablo Bay. Das Wasser war eisig, der leichte Wind angenehm warm. Sanft brachen die kleinen Wellen an den Felsen und Kinder quietschten vergnügt im Sand. Für einen kurzen Augenblick war alles vergessen. Lächelnd träufelte ich etwas Wasser auf meine Zunge um ganz sicher zu sein, dass es salzig ist. Unter der pompösen und stolzen Golden Gate Bridge ließen sich unzählige Segelboote treiben. Alcatraz lag in P1000517_2schönstem Sonnenschein mitten im San Pablo Bay. Das war San Francisco, wie ich es mir erhofft hatte. Einfach unbeschreiblich. Kein Foto und kein Video der Welt können einen solchen Moment festhalten. So etwas muss man selbst erlebt haben.P1000540_2

In Gedanken versunken lief ich am Strand entlang. Nach einer Weile traf ich einen unserer Bewohner und er beschloss, mir auf meinem Weg zum Fischersteg Gesellschaft zu leisten. Möwen begleiteten uns, die sich von dem recht starken Gegenwind treiben ließen. Das ein oder andere hübsche Bild entstand, während der Herr an meiner Seite zitternd mit seinen unendlich langen Fingernägeln meine Kamera hielt.

Auf dem holprigen Steg angekommen, war ich ganz fasziniert von einem großen Vogel, der weder Storch noch Pelikan war. Es störte ihn ganz und gar nicht, dass Touristen Fotos von ihm machten oder eine Möwe ihm nicht mehr von der Seite wich. Ein Stück weiter sah ich ganz neidisch einer Gruppe von Anglern zu und fand in einem kleinen Small-Talk heraus, dass ich nicht einmal eine Lizenz zum Fischen auf diesem Steg brauche. Also: Wer hat eine Angel und einen Kescher für mich? Und vor allem: Wer will meine potenziellen Fische haben? Von weitem beobachtete ein Seelöwe das Geschehen und genoss den Kontrast zwischen der heißen Sonne und dem kühlen Nass. Schade, dass auch die schönste Zeit irgendwann zu Ende ist.

P1000528_2Von Pfirsichen und Kokosnüssen

Was nützt es, immer wieder neu über das zu klagen, was nicht da ist, nicht stimmt oder nicht funktioniert? Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, also Augen zu und durch. Mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl entstand nun der dritte Stundenplan. Mit offenen Augen und viel Verständnis saß uns Activity Director Sushi gegenüber. Sie hörte zu, unterbrach uns nicht. Eigene Ideen waren willkommen, auf Bitten seitens AgeSongs wurde über Kompromisse eingegangen. Ich freue mich auf das Plätzchenbacken zu Weihnachten, den monatlich stattfindenden Austausch zwischen amerikanischer und deutscher Kultur, einen kleinen Chor und meiner eigenen Gruppe für autogenes Training.

Das achtstündige „Organisationstraining“ für alle neuen Mitarbeiter am Donnerstag war nicht ohne. Weniger anspruchsvoll jedoch anstrengend. So viel ‚Peace, Love and Happiness‘ war einfach zu viel. Ich wusste, dass die Menschen hier viel auf Liebe und Frieden geben. Dies auch immer und zu jeder Zeit zum Ausdruck bringen wollen – es leben die Hippies von San Francisco – doch mir war das einfach zu viel des Guten. Waren somit Klischees über die deutsch Kühle und die amerikanische Offenheit bestätigt?

Die Menschen hier sind anders. Offen, freundlich, locker und herzlich. Der Eine mag es, dem Anderen ist das zu viel. Ich bevorzuge etwas mehr Abstand. Und auch unser kleiner Fahrer bei AgeSong wird lernen müssen, dass ständige Umarmungen, Fragen nach dem Gemütszustand meiner Eltern und das Abnehmen der auch noch so kleinsten Arbeit bei mir nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen. Aber er hat es nun besonders schwer mit mir: als Amerikaner mit südamerikanischem Blut und auf andere Männer stehend ist er jeden Tag so voller Frieden und Liebe, dass mein gestriges Ausweichen vor der fünften Umarmung des Tages ihn sehr mitgenommen hat. Ich bin gespannt, wann er sich von seinem Schrecken erholen wird und wieder mit mir reden möchte.

Zwei Straßen weiter und dann rechts

Es ist Freitag. Noch einmal umdrehen, die Zeit ignorieren. Warum musste es nachts hier immer  so furchtbar unruhig sein? Wieso mussten zwischen 12 und zwei in der Frühe Stühle lautstark verschoben werden und Telefonate und Zigarettenpausen genau vor unserem Fenster stattfinden? Das Fenster zu schließen ist schwierig. Dann wird es zu warm. Ist es geöffnet, erstickten wir im Qualm.

Leicht demotiviert saß ich gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen im morgendlichen Meeting. Nichts Neues, alles wie immer. Da wird über Zimmerwechsel, Hausbesichtigungen und Neuankömmlinge gesprochen. Wer braucht viel Aufmerksamkeit, wer einen Spaziergang und wie können kranke Patienten isoliert werden ohne ihnen ein Gefühl des Abschiebens zu vermitteln? 45 Minuten zogen sich sehr in die Länge. Bereits zuvor hatte ich erfahren, dass ich meine erste Gruppe für autogenes Training schon am frühen Nachmittag durchführen sollte. Das hieß für mich, in kürzester Zeit Musik raus zu suchen und den Text zum Vorlesen zu übersetzen. In Gedanken versunken hörte ich nur indirekt bei Gesprächen zu und antwortete nur knapp auf mir gestellte Fragen. Ja, es ging mir wie immer gut, ich bin wie jeden Morgen müde und schön, dass ein Appartement für uns gefunden worden war. Halt. Für uns wurde ein Appartement gefunden? Ich sah in ein breites Grinsen. Wann hatte er diese Nachricht erhalten? Erst gestern? Wusste er mehr als ich und vor allem: wo hatte er diese Information her?

Es dauerte keine fünf Minuten, da wusste auch ich aus erster Hand Bescheid. Sie hatten ein Appartement gefunden, unweit entfernt für drei Personen. Die Bilder waren viel versprechend. Waschmaschine und Trockner inklusive. Am Montag schauen wir es uns an. Wir halten die Daumen gedrückt für unser neues Heim zwei Straßen weiter und dann zwei Blöcke nach rechts.

Softly, softly catchee monkey!

Die dritte Arbeitswoche neigt sich dem Ende entgegen. Während die letzten Sonnenstrahlen auf die Erde fallen und der Wind durch Äste und Blätter streift, blicke ich zurück auf die vergangenen Tage. Es war nicht einfach. Hier und da gab es Unklarheiten und Sehnsucht nach der Heimat. Warum wusste keiner über uns, unser Kommen und unser Projekt Bescheid? Inwiefern lag es nun an uns, Kompromissbereitschaft zu zeigen? Wie viel Zugeständnisse müssen wir noch machen, auch wenn wir uns damit nur noch schwer abfinden können?

Aufpassen, reden, unterhalten und da sein. Ich bewundere jene Menschen, die Pflege und Fürsorge älterer Menschen zu ihrem Beruf gemacht haben. Viele der psychisch oder physisch eingeschränkten Senioren hier sind unglaublich liebenswürdig und warm. Jeder ist auf seine Art besonders und einzigartig. Und trotzdem ist es hart, ihnen jeden Tag in die Augen zu schauen und erneut freundlich und offen ihre Fragen zu beantworten: „Wer bist du? Was machst du hier?“ Und manchmal auch: „Wo bin ich hier? Wann gehen wir nach Hause? Wann kommt meine Familie?“ Die wahre Antwort wäre dann wohl: nie.

Die US-Amerikaner sind grade hier in Kalifornien sehr kommunikativ und hilfsbereit. Ob man einem Menschen einmal, zweimal, fünf- oder zehnmal am Tag begegnet, ist unwichtig. Auf die Frage, wie es einem geht und wie es so läuft, sollte man immer gefasst sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wirklich jedes Mal eine Antwort erwartet wird. Inzwischen reicht auch ein Nicken oder Lächeln.

Die Straßen von San Francisco

Auch wenn ich sortiert und sorgfältig mit T-Shirts, Hosen, Pullover und Röcken umgegangen bin, so kam auch ich nach knapp drei Wochen nicht mehr ohne Waschmaschine aus. Ich gebe zu, dass ich den öffentlichen Waschsalons durchaus skeptisch gegenüber stand und bis zum Schluss gehofft habe, rechtzeitig in ein eigenes Appartement umziehen zu können. Bei meinen nächtlichen Small-Talks mit dem Pflegepersonal hier habe ich herausgefunden, dass auch in Amerika viele Appartements neuerdings eigene Waschmaschinen im Haus haben. Nun blieb mir jedoch der Besuch im Waschsalon nicht mehr erspart. Mit mulmigem Gefühl kaufte ich Waschmittel und Weichspüler und ging die Straße hinauf.

Ein Mann kam herunter gehetzt. Gefolgt von zwei Weiteren in blauer Jeans und schwarzer Weste. Ein weißes Auto wurde mit einer Vollbremsung zum Stillstand gebracht und versperrte weiteren Fahrzeugen den Weg. Das laute Heulen der Polizeisirenen  kam immer näher. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dann ging alles ganz schnell. Zwei weitere Männer rannten über die Kreuzung, gefolgt von Polizeiauto und Streife in Zivil. Der Polizeiwagen bremste. Sackgasse. Raus aus dem Wagen. Im Sprint hinter den Flüchtlingen hinterher. Einer von ihnen Stolperte und fiel zu Boden. Mit aller Kraft drückte ihn ein Beamter fest auf den Asphalt und legte ihm die Handschellen an. In 30 Zentimeter Luftlinie gingen wir an ihnen vorbei. Was war hier los?

Am Ende des Blocks rauchte und qualmte es. Eine Menschenmenge hatte sich am Spielplatz versammelt. Drei zusammengestoßene jedoch parkende Autos standen am Straßenrand. Ein weiteres war vollkommen zerstört. Die Beifahrerseite komplett eingedrückt stand es mitten auf dem Bürgersteig. Es war schwer zu erkennen, wie viele Personen sich im Unfallwagen befanden. Ein Feuerwehrmann setzte sich auf den Rücksitz, um den Fahrer zu beruhigen. Drei weitere versuchten den schwerverletzten Mann aus dem Wagen zu bergen. Hier stellten wir uns erstmalig die Frage, ob Feuerwehr und Rettungssanitäter wohl ein und die Selbe Aufgabe haben, denn nirgendwo war ein Rettungswagen zu sehen. Nur zwei Feuerwehrautos in Form unserer deutschen Rettungsfahrzeuge und ein großes Feuerwehrauto samt Leiter und allem drum und dran waren hier im Einsatz.

Es dauerte eine Weile bis der Fahrer aus dem Auto heraus gesägt worden war und ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Er schien allein im dem Wagen gewesen zu sein. Wir jedoch ließen die schaulustige Menge bald hinter uns und betraten den Waschsalon. Auch hier machte sich die Hilfsbereitschaft der Amerikaner bemerkbar. Bald hatte ich den Dreh raus und kam 90 Minuten später mit trockener und duftender Wäsche zurück. Es funktioniert also tatsächlich.

Geduld heißt das Zauberwort

Es ist nicht selten, dass unsere Nächte doch recht unruhig und kurz verlaufen. Viele Senioren stöhnen im Schlaf, rufen nach Hilfe oder hauen mit den Fäusten gegen die Wand. Pfleger und Schwestern kommunizieren lautstark über den Flur hinweg und Alarme und Signale ertönen durchs Haus. Nach drei Wochen zerrten dieser Stress und diese Unruhe doch an Kraft und Nerven. Auch wenn in den kommenden Wochen viele neue Mitarbeiter und Senioren aufgrund der Umstrukturierungen innerhalb AgeSong’s kommen werden und dies hier Priorität haben wird, geben wir nicht auf für unsere Privatsphäre und Unterkunft außerhalb der Community zu kämpfen.

Ehrlich und bestimmt treten wir den Internen hier gegenüber. Wie es uns geht? Nun ja, wir arrangieren uns mit der Situation. Diese Woche haben wir die Initiative ergriffen und unsere Ansprechpartnerin auf Wohn- und Arbeitssituation angesprochen. Mit klaren Sätzen machten wir ihr klar, dass wir gerne helfen, mit den Bewohnern sprechen und bei ihnen sind. Doch nicht acht Stunden täglich. Noch einmal erklärten wir ihr Projekt- und Stellenbeschreibung, auf die wir uns beworben hatten. Noch einmal baten wir um einen Kompromiss, der unsere Vorstellungen und die Bitte der Community, die Pfleger zu unterstützen, vereint. Auch wenn es wieder locker abgetan wurde und wir mehrmals unser Anliegen wiederholen mussten, so kamen wir endlich ein kleines Stück voran. Wir entwickeln nun gemeinsam mit Activity Director Sushi unseren eigenen Stundenplan. Kunst und Kultur werden Hauptbestandteil sein, an Pflege und Fürsorge wird auch gedacht. Wir wollen nicht nur fordern müssen, wir wollen auch geben.

Ich bin froh, endlich sehen zu können, dass sich aktiv jemand der Suche eines Appartements für uns gewidmet hat. Vielleicht sind wir zu dritt, vielleicht zu zweit. Ob die wunderschöne East-Bay-Seite oder San Francisco City… Wer weiß? Das Jahr soll sowohl für AgeSong als auch für uns erfolgreich, weiterführend und Freude bereitend sein. Mit viel Geduld und Spucke fängt man eine Mücke. Und ich glaube, wir sind langsam aber sicher auf dem richtigen Weg dahin.

around the world

Bisher war San Francisco für mich Golden Gate Bridge, Cable Car und kitschig bunte Weihnachten. Eine Stadt von Fernsehfilm- und Serienimage geprägt mit Großstadtcharme nahe des großen weiten Ozeans. Auch wenn dieser Ort nach zwei Wochen nicht wirklich meinen Vorstellungen entsprach, so habe ich inzwischen neue Gegenden kennengelernt, die – sagen wir – durchaus sehenswürdig sind.

Ich esse keine Käfer – und nein, auch keine Würmer!

Um unseren zehn Quadratmetern Privatsphäre und dem ohrenbetäubenden Dauerlärm in der Community für eine Zeit zu entfliehen, stiegen wir bei schönstem Sonnenschein in den Bus. Dieses Wochenende unternahmen wir unsere erste Reise um die Welt. Nächster Halt: Asien. Um genauer zu sein, China. Nach New York hat San Francisco eines der größten Chinatowns Nordamerikas und ist somit Touristenattraktion schlecht hin. Zwischen Kitsch und Tantel, von Schirmchen und Fächern bis hin zum Mini-Buddha und zur original nachgemachten Tracht konnte jedes Besucherherz erfreut werden. Nun ja, wer es mag, kann sich daran erfreuen. Ich suchte vergebens nach der Tradition des Landes, der chinesischen Kultur und der Architektur und Kunst, die China so einzigartig macht.

Es war schade zu sehen, dass hier bis auf kleine Ausnahmen der Tourismus regiert. Menschen und Massen tummeln sich an den kleinen Ständen, die hier und da etwas besonders günstig verkaufen oder durch Glücksrad und Lose ziehen für Aufmerksamkeit sorgen. Meist sind es DvD’s oder technische Geräte, Fertignudeln und amerikanischer Bubble Tea. Hier und da erklingt ein Hauch Musik, wie man sie aus chinesischen Restaurants kennt. Aber um herauszubekommen, woher die Klänge kommen, fehlt die Sichtweite. Menschen drängeln, schieben und versuchen, den mitten auf der Straße stehenden Leuten auszuweichen.  Wer genau hinhört, kann ein Wirrwarr an Sprachen erkennen, ein bisschen Chinesisch, Englisch mit verschiedenstem Akzent, ein Deutscher amüsiert sich über das chinesische Bier und dem Spanier erscheinen die im Schaufenster aufgehängten Brathähnchen suspekt.

Eine Querstraße weiter erreichen wir die Gemüse- Obst- und Fleischstände Chinatowns. Kaum ein Satz Englisch wird gesprochen. Preise und Produkte sind durch Zeichen und Symbole gekennzeichnet. Hier werden wohl keine „Ausländer“ erwartet. Hier wird chinesisch verkauft, kommuniziert und gehandelt. Ein Verkäufer zeigt auf einen Korb voll brauner Kleinigkeiten. Ich schüttele den Kopf. Auch als er nach kleinen halbrunden Köstlichkeiten greift, winke ich ab. Ich esse keine Käfer – und nein, auch keine Würmer. Ich war mir sicher, dass er kein Wort von dem verstand, was ich sagte. Genauso wenig verstand ich sein Gebrabbel. Delikatesse hin oder her. Als mich zwischen Tomaten und Weintrauben der frisch geköpfte Fisch von der Seite anschaute, wollte ich so schnell wie möglich in meine Touristen-überschwemmte Straße zurück.

Was wäre ein Besuch in China ohne Drachen und Mythen?

Wir schauten uns noch einmal um und traten dann den Rückweg in Richtung Amerika an. Bevor wir China verließen hier und da noch schnell ein Foto mit Reishut, Drache und Hasen – warum eigentlich Hasen? P1000318_2 Plötzlich war unweit entfernt Musik zu hören. Eine Gruppe von zehn chinesischen Musikermädchen hatte uns eingeholt. Mit Trommeln, Klangspielen und in roter traditioneller Tracht gekleidet sollten sie den Anfang einer kleinen Parade darstellen, gefolgt von Prinz und Prinzessin, Artistenquartett und natürlich dem chinesischen Drachen. Stolz präsentierten viele kleine Kinder den großen Kopf und langen Schwanz des Mythos‘. Mit lautem Getrommel und Klingklang verschwand die Truppe in der Menge und wir ließen das Tor ins ‚Reich der Mitte‘ hinter uns.

Von Winnie Puuh im Disneyland zum Weihnachtsmann am Nordpol

Wer sich auf eine Reise in die USA begibt, der plant auch ordentlich Karenzraum in seinem Koffer ein. Shoppen ist wohl ein Muss für jeden. Da hier vorbildlicher Weise die Geschäfte sonntags öffnen, nahmen wir uns dies für den zweiten Tag des Wochenendes vor. ‚Macy’s‘ war das heutige Ziel. Das Einkaufszentrum schlecht hin. Es war schon von Weitem zu erkennen und somit nicht schwer zu finden. Viel interessanter als das pompöse Gebäude auf der anderen Straßenseite war jedoch ein kleiner Laden in der Nebenstraße mit der Aufschrift ‚Disney‘. Wer kann dazu schon nein sagen?

Der Laden glitzerte und funkelte. Freundliche bunt bemalte Wände, Soundtracks der Disneyklassiker spielten leise im Hintergrund. Links und rechts Kleider, Kostüme und Figuren. Spielzeug, wohin das Auge reicht, Puppen und Kuscheltiere an jeder Ecke. Ob Dumbo, Cinderella, Micky Mouse oder Winnie Puuh – jedes Kind findet hier sein ganz persönliches Idol. Und dann sah ich sie. In orange, gelb, grau, pink und braun, brav auf dem Regal sitzend zogen mich Winnie Puuh und seine Freunde aus dem Hundertmorgenwald in ihren Bann. Sie waren so groß und plüschig, kuschelig weich. Mit leeren Händen zurückkommen? Unmöglich. Unser neues Familienmitglied heißt I-Aah.

P1000351_2Natürlich betraten wir einige Minuten später ‚Macy‘s’ . Acht Etagen mit Kosmetik, Schuhen, Klamotten, aber auch Bettwäsche, Elektronik und Teppichen. Jeder Stil, jede Firma und jede Modekollektion der Stars und Sternchen war hier zu finden. Zwischen unbezahlbaren  Kleinigkeiten befanden sich Regale und Kleiderständer bis zu 75% reduziert. Um sich dort durchzufinden, braucht man mindestens drei Tage. Heute blieb es beim schauen und staunen. Ganz oben angekommen fanden wir uns zwischen Rudolph dem Rentier und dem Weihnachtsmann wieder. Willkommen am Nordpol. Von Weitem war alles prachtvoll geschmückt, alles glitzerte, glänzte und leuchtete. Je näher ich jedoP1000365_2ch diesen vielen dekorierten Weihnachtsbäumen kam, umso unweihnachtlicher wurden sie. Da hing Hello Kitty an dem einen, Disney Figuren an dem anderen. Ein weiterer Baum wurde der Hippie-Szene gewidmet mit Peace-Zeichen und bunten Blumen. Wer den guten erzgebirgischen Nussknacker kennt, wird etwas enttäuscht auf die amerikanische Kopie schauen und natürlich sind Räuchermännchen und Pyramiden nicht unbedingt Verkaufsschlager. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Immerhin ist erst September. Ob es Ende Oktober auch einen Gruselbaum für Halloween geben wird?

Ich glaube jedoch, dass Weihnachten in San Francisco hell erleuchtet, bunt und vollkommen anders sein wird. Ob besser oder nicht – wer weiß. Auf einen Versuch lasse ich es gerne ankommen.