Ausreiseseminar

Er wackelt, ist mürbe, hält dem gewaltigen Druck kaum noch stand. Ameisen krabbeln an unseren Füßen hoch und erschweren uns, das Hindernis zu bewältigen. Nicht locker lassen oder aufgeben. Zusammenhalten heißt es. Nur gemeinsam können wir uns auf dem zehn Zentimeter breiten Baumstamm halten und jedem Einzelnen helfen, seinen Platz zu erreichen. Es dauert seine Zeit, braucht Geduld und den ein oder DSC_0103_2anderen klaren Bewältigungsvorschlag, bis sich 25 junge Menschen dem Alter nach geordnet auf einem Baumstamm sortiert haben ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu verlassen. Was wir hier machen? Unser 12-tägiges Ausreiseseminar!

Gemeinsam mit dem Programm „weltwärts“ bereiten wir uns auf unseren Internationalen  Jugendfreiwilligendienst (IJFD) in der Jugendbildungsstätte Peseckendorf vor. Unsere kleine Gruppe von neun jungen Leuten wird es für 6-18 Monate nach Kreisau (Polen), Hongkong (China), Mosambik (Südostafrika), Athen (Griechenland) oder San Francisco (USA) ziehen. Wir wollen in Kultur und Bildung selbst aktiv werden, allein oder im Team Projekte verwirklichen, Erfahrungen in neuen Ländern mit anderen Kulturen sammeln, soziale und interkulturelle Kompetenzen erweitern und uns für die Gemeinschaft engagieren. Das Ausreiseseminar soll uns helfen, Unklares zu ordnen, Antworten auf Fragen zu finden. Die Neuheit des IJFDs macht ihn so reizvoll und doch ist er in seiner Durchführung noch flexibel und ausbaufähig. Nach 12 Tagen etwas Sicherheit im Hinblick auf unseren Auslandsaufenthalt-das erhoffen wir uns.

Das Programm

Unser Programm ist alles andere als trocken, langwierig und straff. Durch Lena von der LKJ Magdeburg und Georg, einem ehemaligen „weltwärts“ Freiwilligen in Laos, wird Theorie greifbar und verständlich. Was bedeutet Selbsterfahrung und -wahrnehmung?  Welche Bedeutung haben „Gender“ und „Entwicklungszusammenarbeit“? Und wie passen Kommunikation und Konflikte oder Kooperation und Teamarbeit in unseren Alltag? Die Themen helfen uns, über den Tellerrand hinauszuschauen. Der Kreativität unseres Programmes sind keine Grenzen gesetzt. Mit warm up‘s, Spielen, künstlerischer Gestaltung oder auch intensiven Diskussionsrunden lernen wir jeden Tag mehr über uns, unser Umfeld und unser Wirken auf andere Menschen. Referenten kommen als Gäste und bringen neue Impulse und Ideen mit. Je länger wir zusammen sind und je mehr Aufgaben wir als große Gruppe bewältigen müssen, umso eingespielter ist unser Team. Feedbackrunden reflektieren unser Wirken auf Andere und nach und nach können wir immer mehr die Themen und unseren anstehenden Freiwilligendienst miteinander verknüpfen.

Die „weltwärts“- Freiwilligen hatten das Glück, einen Tag ganz ihrem zukünftigen Zielland zu widmen. Referenten  und ehemalige Freiwillige der jeweiligen Einsatzländer kamen zu Besuch und gaben Antwort auf noch so kleine Fragen. Da der IJFD noch in den Kinderschuhen steckt, gab es für uns diese Möglichkeit noch nicht, aber wir freuen uns, zukünftigen IJFD’lern diese Tür zu öffnen, indem wir in einem Jahr als ehemalige Freiwillige fungieren können.

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Was gehört neben Wissensvermittlung und Horizonterweiterung noch zu unserem Ausreiseseminar? Unsere gemeinsamen Abende natürlich. Sie sind weder festgelegt noch verplant. Wir haben die Möglichkeit auf Spiele, Sport, Filmabende, aber auch Grillen, sitzen beim Lagerfeuer und Gitarrenklang. Ein kleines Highlight war die Nachtwanderung, ohne Worte, Hand in Hand über Stock und Stein, auf dem Feld und durch den dunklen Wald. Wir sind eine Gruppe mit dem gleichen Ziel. An diesem späten Abend war das deutlich zu spüren.

In den letzten Tagen des Seminars standen noch Themen wie Gesundheit und Sicherheit, Privilegien und Macht aber auch eine konsumkritische Stadtführung durch das naheliegende Magdeburg auf dem Plan. Woher kommt die Jeans? Wie sorge ich für mich in meinem Einsatzland? Was verbirgt sich hinter dem Begriff “interkulturelle Kompetenzen”? Die Präsentation der Wochenaufgabe an unserem letzten Abend verleiht dem Seminar den letzten Schliff. Bald trennen sich unsere Wege. Wir werden uns wieder sehen, in 12 Monaten zum Rückkehrseminar. Mit vielen Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Perspektiven.

 

 

 

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